20 Kinder zu Gast in Willich

20 Kinder aus der Gegend um Tschernobyl sind derzeit zu Gast in Willich.

Schiefbahn. Konzentration spiegelt sich im Gesicht von Anastasia wider. Die 16-Jährige verfolgt den gelben, auf sie zu sausenden Tennisball mit Argusaugen. Der Aufprall auf die Saiten des Tennisschlägers in ihrer Hand ist genau zu hören, doch statt auf die gegenüberliegende Seite des Spielfeldes schießt der Ball in hohem Bogen in Richtung Hallendecke und landet im eigenen Feld. „Macht nichts, hier kommt der nächste“, ruft Trainer Michael Lux zu ihr hinüber und spielt einen weiteren Ball.

Der landet dann auch vorschriftsmäßig wieder auf der Seite von Lux. Kaum ist der Ball drüben, bewegt sich Anastasia im Seitenschritt auf einen Pylon zu. Umrundet ihn, spielt den nächsten Ball zurück und gibt den Platz für Yauhenia (15 Jahre) frei. „Es macht riesigen Spaß, aber wir haben noch nie einen Schläger in der Hand gehabt.

Das ist ganz schön anstrengend“, sagt Veronica Soldatenko lächelnd. Dabei wischt sich die Betreuerin einige Schweißperlen von der Stirn, denn sie ist genauso außer Puste wie die anderen Kinder und Jugendlichen aus Kalinkovici.

Seit einigen Wochen sind 20 Kinder aus dem Ort in der Nähe von Tschernobyl dank der Tschernobyl-Kinderhilfe wieder in Willich. In diesem Jahr steht dabei zum ersten Mal Tennis auf dem Programm. Heinz-Peter Hartmann, der zum ersten Mal ein Kind im Rahmen der Ferienaktion bei sich aufnahm, erzählte seinem Nachbarn Stefan Berben davon. Der wiederum ist der Vorsitzende des Tennisclubs Schiefbahn. „Ich habe sofort gedacht, da muss man etwas machen“, erinnert sich Berben.

Da der Tennisclub in den Ferien ein Jugendcamp veranstaltet und dementsprechend Trainer vor Ort sind, lag es nahe, die Gruppe aus Kalinkovici einzuladen. „14 Kinder und Jugendlichen wollten diesen Sport gerne einmal ausprobieren“, berichtet Dorle Küppers von der Kinderhilfe.

Dass es Spaß macht, ist allen an den lachenden, wenngleich auch schweißnassen Mienen abzusehen. Michael Lux bietet ein Training vom Feinsten an. Nach der Gewöhnung an den Schläger geht es an die Hand-Augen-Koordination und das Technik-Training.

Schließlich soll der Sport richtig gelernt werden. Dem gemeinsamen Mittagessen im Restaurant am Tennisclub schließen sich weitere Trainingseinheiten an. Zur Erinnerung gibt es für alle noch ein weißes Polo-Hemd mit dem Logo des Vereins.

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