Wilfried Zint wird neuer Schiedsmann für Nettetal

Der 69-Jährige tritt die Nachfolger von Annelies Michalzyk an. Er sagt selbst: „Ich brauche Action in meinem Leben.“

Wilfried Zint wird neuer Schiedsmann für Nettetal
Foto: Busch

Nettetal. Wilfried Zint ist ein sehr dynamischer Mensch. Er will mitmischen. Schon immer. Deshalb ist er auch genau der Richtige, der als Nachfolger für Annelies Michalzyk als Nettetals neuer Schiedsmann in Frage kommt. Der 69-Jährige ist ab 1. August erster Ansprechpartner für Nachbarschaftsstreitigkeiten in Lobberich, Breyell und Schaag.

Der gebürtige Breyeller ist gelernter Werkzeugmacher-Meister. Mit 22 Jahren bereits bildete er den Nachwuchs aus. Zint legte zudem sein Fachabitur ab und tauschte Betrieb gegen Schulbank. Als technischer Lehrer arbeitete er 19 Jahre am Berufskolleg Dülken und 16 Jahre in Kempen. Seit sechs Jahren ist er pensioniert. „Das Ausbilden hat sich wie ein roter Faden durch mein Leben gezogen“, sagt der 69-Jährige. „Ich wollte jungen Menschen den richtigen Weg weisen.“

Und nicht nur bei den jungen Menschen mischte Zint mit. Seit 2000 — mit einer Unterbrechung — ist der Schaager auch Schöffe am Landgericht in Krefeld. „Ich bin nicht der Typ, der sich nur auf die Couch setzt. Ich brauche Action in meinem Leben“, sagt Wilfried Zint, der als Generalmajor in der Schützenbruderschaft St. Lambertus Breyell aktiv ist. Zudem mischte er bis 2008 rund zehn Jahre als Stadtratsmitglied der CDU in der Nettetaler Politik mit.

Meinungsverschiedenheiten sind ihm somit bestens vertraut. Und genau diese Erfahrungen helfen dem zweifachen Vater bei seiner Aufgabe als Schiedsmann. Seit 2005 war Zint bereits Vertreter von Annelies Michalzyk für die Schlichtung von Nachbarschaftsstreitigkeiten. Sechs Fälle hat er selbst betreut und somit bereits Erfahrungen gesammelt. Jetzt wird sich die Zahl erhöhen. Denn rund 15 bis 20 Angelegenheiten im Jahr kommen auf einen Schiedsmann zu.

Zint wird immer dann gerufen, wenn sich zwei Parteien — oftmals Nachbarn — nicht einigen können. Es geht um Themen wie überstehende Bäume, zu hohe Hecken oder Beleidigungen. „Wenn einer der beiden Parteien einen Prozess anstrebt, rät ihm der Richter, sich erst an einen Schiedsmann zu wenden“, erläutert Zint den Ablauf. Oftmals könnten solche Streitigkeiten durch ein Gespräch mit einem neutralen Dritten beseitigt werden.

In den Gesprächen ist es die Aufgabe des Schiedsmannes, zwischen den beiden Kontrahenten zu vermitteln. „Ich bin kein Richter, sondern ein Schlichter“, betont der Schaager. „Ich möchte Hilfe leisten, um den nachbarschaftlichen Frieden wieder herzustellen. Man lebt Tür an Tür. Das sollte im guten Verhältnis ablaufen.“ Bei seinen Schlichtungen achtet der 69-Jährige auf Disziplin und den richtigen Umgangston. „Bei mir wird nicht gebrüllt“, stellt Zint klar. Zugute komme ihm dabei, dass er viele Menschen kennt. „Man kann sie persönlicher ansprechen und zur Vernunft bringen“, sagt Zint. Darüber hinaus bedient er sich der Gesetzestexte. „So kann man bereits viel Wind aus den Segeln nehmen. Ich berate die beiden Parteien, teile ihnen mit, wie viel Chancen sie vor Gericht haben.“

In zwei von drei Fällen gelinge es, eine Einigung zu erzielen. Andernfalls erhalten die Kontrahenten eine Erfolglosigkeitsbescheinigung, die sie berechtigt, ihre Streitigkeiten juristisch zu klären. „Dann kommen aber wesentlich höhere Kosten auf sie zu“, warnt Zint. „Derjenige, der mich als Schiedsmann anruft, zahlt hingegen nur 50 Euro.“

Die Amtszeit einer Schiedsperson beträgt fünf Jahre. Dann ist Wilfried Zint 74. „Wenn ich dann noch fit bin, mache ich auch gerne weiter“, kündigt der Schlichter an.

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