Was wird aus den Kasernen?

Die Briten ziehen aus Elmpt und Rheindahlen ab. Die Zukunft der riesigen Flächen ist ungewiss.

Niederrhein. In Zeiten des Kalten Krieges war der Niederrhein großes militärisches Aufmarschgebiet. Kasernen gab es in praktisch allen Städten. Doch seit dem Fall der Mauer befinden sich die Militärs auf dem Rückzug.

So ist aus dem ehemaligen Militärflughafen Weeze-Laarbruch der Passagier-Airport Niederrhein geworden, die Raketenstation in Neuss-Holzheim wurde mit der Insel Hombroich zu einem Refugium für Künstler.

Aber zwei große Militärkomplexe werden immer noch vor allem von britischen Streitkräften genutzt. Dies sind das Joint Headquarter (JHQ) in Mönchengladbach sowie das Gelände der ehemaligen Royal Air Force (RAF) Brüggen in Elmpt.

Seit Jahren hat an beiden Standorten der Abzug der Soldaten begonnen. Früher war das JHQ eine richtige Stadt mit Einkaufszentrum, Schule, Kindergärten, Kino, Kirchen und Sportanlagen. 1954 war die britische Garnison, die dann zur Nato-Zentrale für Nordwest-Europa wurde, bezogen worden. 2.000 Gebäude waren aus dem Boden gestampft worden, 36 Kilometer lang ist das Straßennetz auf dem 400 Hektar großen Areal.

Doch immer mehr Soldaten werden abgezogen, und damit geht auch die Zahl der Zivilbeschäftigen zurück. 2014 soll wohl endgültig Schluss sein mit der militärischen Nutzung. Was dann aus dem Big House mit seinen 2.000 Büros und dem gesamten JHQ wird, steht noch in den Sternen.

Es bleibe „eine Stadt, die keiner braucht“, sagt Stadtplaner Torsten Stamm. Das Gelände wird an das Bundesvermögensamt fallen; in Berlin muss dann entschieden werden, was aus dem JHQ wird. 90 Prozent der Gebäude sind nicht saniert und auf dem Stand der 50er Jahre.

Ähnlich sieht es im benachbarten Elmpt aus. 900 Hektar groß ist das Areal an der Autobahn 52. Javelin Barracks heißt die Kaserne. Dort führte jetzt der britische Verbindungsoffizier Alistair Clark eine Delegation aus Politik und Verwaltung des Kreises Viersen über das Gelände. 2016 soll hier Schluss sein mit der militärischen Nutzung. Was dann werden soll, ist auch eine politische Entscheidung.

Rund 6.000 Soldaten hat die Royal Air Force in Elmpt in den vergangenen zehn Jahren abgezogen. Derzeit leben noch etwa 2.000 Briten in den Barracks, die als Fernmelde-Bataillone eingesetzt sind.

17 Kilometer lang ist der Stacheldrahtzaun rund um das Gelände. Normalerweise ist er undurchdringlich. Doch die Abordnung des Kreises Viersen konnte einen Blick auf die 2.500 Meter lange Start- und Landebahn werfen, das ehemalige Munitionslager besichtigen und auch den Hangar inspizieren, wo noch Anfang der 90er Jahre Düsenjets zu militärischen Einsätzen ins ehemalige Jugoslawien starteten.

Wie in Rheindahlen ist auch in Elmpt völlig ungewiss, wie die Zukunft des Geländes, das über 583 Gebäude und sogar einen 18-Loch-Golfplatz verfügt, aussehen soll. Der Kreis Viersen will als erstes nach dem Abzug der Briten eine Altlasten-Untersuchung starten. Dazu wurden bereits Fördermittel beim Land beantragt.

Ein konkreter Vorschlag zur künftigen Nutzung kursierte aber bereits unter den Politikern des Viersener Kreistages: Das riesige Areal direkt an der niederländischen Grenze könnte als großer Windenergiepark genutzt werden. Die Unterstützung des Landes dürfte gewiss sein: Die NRW-Regierung hat gerade erst beschlossen, den Anteil von Windenergie an der Stromerzeugung bis zum Jahr 2020 von derzeit drei auf dann 15 Prozent zu steigern. Bürokratische Hürden und die 100 Meter-Höhenbegrenzung fallen weg.

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