Kreis Viersen Was Polizei-Azubis können müssen

Die Polizei sucht 2000 Nachwuchskräfte. Ein junger Gesetzeshüter erklärt, worauf es ankommt.

Kreis Viersen: Was Polizei-Azubis können müssen
Foto: Kurt Lübke

Kreis Viersen. „Das ist schon Stress“, sagt Tim Hetgens, wenn er von seinen ersten Fahrten mit Blaulicht erzählt. Der 26-Jährige ist kurz davor seine dreijährige Ausbildung bei der Polizei in Viersen zu beenden. Zum Praxistraining gehört auch das Fahrsicherheitstraining unter Einsatzbedingungen. Heißt: Mit hohem Tempo und Blaulicht durch die Stadt fahren, dabei auch rote Ampeln missachten und den Verkehr im Auge behalten. Denn die Reaktionen auf den Polizeiwagen mit Blaulicht können sehr unterschiedlich ausfallen. „Es kommt vor, dass Autofahrer plötzlich eine Notbremsung machen oder einfach den Bordstein hochheizen“, sagt Lars Golder, Personalwerber der Kreispolizeibehörde Viersen.

In ganz NRW werden nach offiziellen Angaben 2000 Nachwuchskräfte gesucht. Im Wahlkampf hatten SPD und CDU 2300 Kommissaranwärter pro Jahr gefordert. Golder hoffe natürlich, dass die Versprechen der Politik wahr gemacht werden. Stichwort Überstunden: Alleine drei Millionen Stunden sind laut Gewerkschaft der Polizei im Jahr 2016 in NRW gemacht worden. Das Thema kennt auch Nachwuchspolizist Tim Hetgens. „Überstunden kann man nicht planen.“ Wenn viel los sei, ließen sich die Einsätze schließlich nicht einfach unterbrechen. Hinzu kommt die Arbeit in Früh- und Nachtschichten, am Wochenende und an Feiertagen. Aber gerade das Außergewöhnliche an seinem Job, reize den 26-Jährigen. „Das Faszinierende ist, dass jeder Einsatz anders ist“, sagt er.

Dazu gehören ganz unterschiedliche Erfahrungen: „Belastend sind beispielsweise Verkehrsunfälle, bei denen jemand gestorben ist.“ Ganz anders sei die Gefühlslage bei einer Vermisstenfahndung in Viersen gewesen. „Da konnte ich der weinenden Mutter ihr Kind zurückbringen“, sagt Hetgens. Bei einer Fahrzeugkontrolle musste der 26-Jährige hingegen seine Fitness unter Beweis stellen. „Der Fahrer sprang auf einmal aus dem Wagen, da bin ich hinterher.“ Was interessierte Bewerber mitbringen müssen? Kommunikationsbereitschaft und Belastbarkeit: „Das merkt der Bürger sofort, wenn man unsicher auftritt.“

Neben dem Praktikum in einer Dienststelle gehört zur Ausbildung ein Studium an einer Fachhochschule — mit Seminaren und Hausarbeiten. Dabei werden beispielsweise eingriffsrechtliche Themen oder auch Geisellagen behandelt. Zum Praxistraining gehört neben dem Fahren auch das Schießen. Daneben werden beispielsweise Verhaltensweisen bei Einsätzen wegen Ruhestörung oder häuslicher Gewalt eingeübt. Angriffe habe Hetgens bisher als Polizist nicht erlebt. „Es gibt auch mal Beleidigungen, aber ich habe bisher überwiegend positive Erfahrungen gemacht“, sagt der 26-Jährige.

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