Finanzen Was hat die Kirche auf der hohen Kante?

Bistum hat Vermögen offengelegt und nennt Bilanzsumme von 639 Millionen Euro.

Aachen/Kreis Viersen. Begleitet von hohem Medieninteresse hat das Bistum Aachen am Dienstag erstmals einen Finanzbericht mit Bilanz und Ergebnisrechnung vorgelegt. Auch das Vermögen des sogenannten Bischöflichen Stuhls (siehe Kasten) wurde am Dienstag veröffentlicht. Für die dritte Körperschaft, das Domkapitel mit dem weltberühmten Dom, soll es in den nächsten Jahren erstmals Zahlen geben.

Doch bereits jetzt lässt sich in einer bisher nie dagewesenen Weise ablesen, was die Kirche auf der hohen Kante hat. Demnach beläuft sich die Bilanzsumme des Bistums zum Jahresende 2013 — auf dieses Jahr beziehen sich sämtliche vorgelegte Zahlen — auf rund 639 Millionen Euro. Einen großen Anteil (rund 452 Millionen Euro) bilden festverzinsliche Wertpapiere, Immobilien- und Mischfonds. „Wertbeständigkeit“ und „angemessene Rendite“ nannten die Bistumsvertreter als wesentliche Richtlinien für die kirchliche „Anlagestrategie“.

Knapp die Hälfte der Finanzanlagen unterliegt als Sondervermögen einer festen Zweckbindung, etwa zur Sicherung der Altersversorgung der Priester. Überhaupt seien Geld und Besitz „Mittel zum Zweck“, um das Wirken der Kirche zu finanzieren, hieß es.

Weitere Bestandteile des Vermögens sind Grundstücke und Gebäude im Wert von rund 56 Millionen Euro. 95 Prozent würden für den eigenen Bedarf genutzt, wie fürl die elf Bischöflichen Schulen. Die restlichen fünf Prozent bilden vermiete Wohn- und Gewerbeimmobilien.

Das Jahr 2013 ist nach Darstellung Aachens in finanzieller Hinsicht ein außergewöhnliches: Durch „einmalige Sonderfaktoren“ — darunter hohe Kirchensteuereinnahmen dank günstiger wirtschaftlicher Entwicklung — verzeichnete man bei einem Haushaltsvolumen von rund 330 Millionen einen Überschuss von 80 Millionen Euro. Zur Veranschaulichung: Wäre das Bistum mit seinen rund 1700 Mitarbeitern eine AG, stünde dieser Betrag zur Ausschüttung an die Aktionäre zur Verfügung.

„Unsere Form der ,Ausschüttung’ hat bereits begonnen“, so Bistumssprecher Andreas Frick und meinte damit eine Erhöhung der Zuweisungen an die Gemeinden, auch im Kreis Viersen. Eine Abmilderung des „Kim-Prozesses“ (Kirchliches Immobilienmanagement) ist aber nicht geplant: Weiterhin sind die Gemeinden aufgefordert, 30 Prozent der Unterhalts- und Instandsetzungskosten einzusparen.

Aachen ist nicht das erste Bistum, dass nach dem Limburger Finanzskandal die Zahlen offenlegt. Das Erzbistum Köln hatte im Februar sein Vermögen auf 3,35 Milliarden Euro beziffert. Der Dom wird dabei mit einem symbolischen Wert von 25 Euro beziffert.

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