Xavier Naidoo: „Für Ideale einsetzen“

Der Popstar spricht über Gladbach, Europa und Fußball.

Mönchengladbach. Xavier Naidoo ist einer der erfolgreichsten deutschen Musiker, erst im März hat er zum dritten Mal den Echo als bester nationaler Künstler erhalten. Seit seinem Debüt vor 13 Jahren und zwei weiteren Platten erschien im Oktober letzten Jahres sein viertes Album "Alles kann besser werden" - mit nicht weniger als 35neuen Songs. Am 27. August kommt Naidoo, der sich für zahlreiche soziale Projekte einsetzt und offen zu seinem Glauben steht, in den Mönchengladbacher Hockeypark.

Herr Naidoo, was muss denn besser werden?

Xavier Naidoo: Das ist nicht so einfach zu beantworten. Vor allem muss sich unsere Gesellschaft auf Wahrheitssuche begeben. Die Menschen sollten auch mal innehalten und sich fragen, wo sie herkommen und wo sie hinwollen. Solange wir uns und vor allem der Jugend nicht die Möglichkeit und Zeit zugestehen, zu sich selbst zu finden, werden wir niemals Wahrheit und zu einem fairen Umgang miteinander finden. Gerade unsere Generation leidet darunter.

Wie meinen Sie das?

Naidoo: Wir gehen heute differenzierter mit den Dingen um, sind keine Generation von Schafen, die alles glaubt, was von oben kommt. Viele spüren, dass sie belogen werden und boykottieren deswegen das System.

Spielen Sie damit zum Beispiel auf die geringe Wahlbeteiligung in NRW an?

Naidoo: Die ist ein Indiz dafür, ja.

Besingen Sie mit Ihren Texten bewusst dieses Lebensgefühl?

Naidoo: Ja, das denke ich schon. Ich besinge vielleicht diese innere Ahnung, dass man belogen wird. Aber ich möchte nicht resignieren. Ich bin jetzt fast 40 Jahre alt und will das wahrmachen, was ich jahrelang gefühlt habe. Wir sollten uns alle für unsere Ideale einsetzen - dafür haben wir heute in Europa gute Voraussetzungen. Ich erwarte viel von Europa, aber gestalten müssen wir es selbst, dürfen nicht alles Brüssel oder Berlin überlassen.

Sie kommen im August nach Mönchengladbach. Verbindet Sie etwas mit der Region?

Naidoo: Oh ja, mein ältester Jugendfreund war glühender Borussia-Fan und hat mich immer mit den neuesten Infos versorgt. Irgendwann war ich dann auch mal mit im Stadion. Außerdem stammt einer meiner langjährigen Fans aus Mönchengladbach.

Ihnen selbst liegt der Fußball also weniger am Herzen?

Naidoo: Nein, ich freue mich riesig auf die WM. Ich muss aber zugeben, dass mich Länderspiele mehr interessieren als die Bundesliga.

Können wir wie 2006 wieder mit einem Hit zur WM rechnen?

Naidoo: So etwas zu wiederholen, würde wohl kaum gelingen. Es war einfach phantastisch, mit was für einer Eigendynamik sich das damals entwickelt hat. Man muss auch den Mut haben, manchmal etwas einfach nicht zu tun - obwohl mir Südafrika sehr am Herzen liegt, schließlich ist es das Heimatland meiner Mutter.

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