Westafrika: Leben am Existenzminimum

Mitglieder des Vereins Awa waren zu Besuch in Togo und Benin. Mit zum Teil schlimmen Nachrichten sind sie zurückgekehrt.

Viersen. Ihre zehnte Reise durch Togo und Benin in Westafrika ist beendet. Die frühere Bürgermeisterin der Stadt Viersen und heutige Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Viersen-Westafrika (Awa), Marina Hammes (65), hat mit ihrer sechsköpfigen Delegation wieder niederrheinischen Boden unter den Füßen.

Und alle Teilnehmer müssen sich erstmal an die deutlich kühleren Temperaturen gewöhnen: 37 Grad herrschten während der zweieinhalbwöchigen Reise. Auch nachts gab es, so Marina Hammes "kaum Abkühlung." Zurückgekehrt sei man, so berichtete sie, mit vielen neuen Eindrücken, Erlebnissen und Ideen. Und: "Unsere Kinder haben wir fast alle gesund und wie immer fröhlich angetroffen."

Doch die Vereinsvorsitzende stellte auch fest, dass sich die allgemeine Situation in Togo nicht verbessert hat: Nach wie vor lebten dort die Menschen am Existenzminimum.

Die Versorgung in den Krankenstationen sei nach wie vor unzureichend. So kommen auch schreckliche Nachrichten aus Westafrika: Zwei der zahlreichen Viersener Patenkinder sind an Malaria und Gelbfieber gestorben.In einem Dorf war in der Nacht vor der Ankunft der Viersener Helfer die Mutter eines Patenkindes bei der Entbindung verblutet.

Ein an Malaria erkranktes Kind allerdings konnte mit Hilfe des Patengeldes mit Medikamenten versorgt werden. 84 Medikamentenpakete, Krankenhausbetten, Rollstühle und medizinische Geräte hatte die Awa im Dezember per Container auf die Reise geschickt.

Auch Schule war ein großes Thema während des Besuchs: Marina Hammes erklärte, dass auch hier die Situation verbesserungswürdig sei. Auf Nachfrage bei der Schulleitung sei rasch klar geworden, dass eine Vielzahl von Patenkindern das Klassenziel nicht erreicht haben und die Klasse wiederholen müssen.

Eine Schulpflicht besteht nicht. Die Klassenstärke liegt bei 70 bis 80 Kindern - und vielfach gibt es für zwei Klassen nur einen Lehrer. Es gebe zwar Lehrer genug, doch aus finanziellen Gründen stelle der Staat sie nicht ein. Die Zahl der Analphabeten ist nach wie vor noch sehr hoch. So ist es ein Ziel der Awa, in den Dörfern weitere Lehrer anzustellen, die im Monat 50 Euro verdienen. Denn, so Marina Hammes: "Bildung ist die einzige Chance für die Kinder."

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