Bürgermonitor Innenstadt: Viersener dürfen ihre Bäume nicht schmücken

Viersen. · Einige würden die Bäume auf der Hauptstraße gerne dekorieren, doch das will die Stadt nicht – mit einer Ausnahme.

Die Süchtelnerin Anke Burken (2.v.l.) mit Martin Häming, Olaf Josten und Heike Nagel (v.l.) von „Wir für unsere Stadt“.

Die Süchtelnerin Anke Burken (2.v.l.) mit Martin Häming, Olaf Josten und Heike Nagel (v.l.) von „Wir für unsere Stadt“.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Irgendwer hat einen pinkfarbenen Handschuh auf einem der Zweige abgelegt. Ansonsten ist der Nadelbaum, der in der Rathausgasse in Viersen steht, ungeschmückt. 29 weitere so naturbelassene Bäumchen haben Stadt und Werbering Viersen aktiv in der Fußgängerzone aufstellen lassen. Der große Tannenbaum, der aus der Kuhle vor dem Woolworth-Kaufhaus ragt, bildet eine Ausnahme: Er ist mit einer Lichterkette umwickelt. Für Anke Burken ist das alles nicht weihnachtlich genug. Im sozialen Netzwerk Facebook tauschte sie sich mit gleichgesinnten Viersenern aus. „Das sieht ja aus wie ein FKK-Strand für Weihnachtsbäume“, sagt die 49-Jährige. „Wir würden den großen Baum ja gerne schmücken“, ergänzt sie. Aber sie habe bei Facebook gelesen, dass sie dann womöglich mit einer Anzeige wegen Sachbeschädigung rechnen muss.

Sechs „Gestaltungsinseln“ mit kleineren Rot- und Blaufichten, serbischen Fichten und Nordmanntannen haben Stadt und Werbering in der Fußgängerzone anlegen lassen – und diese Bäume seien bewusst nicht geschmückt, sagt eine Stadtsprecherin. Jan von der Heide vom städtischen Citymanagement betont: „Wir wollen den Wald, das Ländliche in die Fußgängerzone bringen und damit unseren Leitgedanken ‚Stadt.Land.Viersen‘ auch in der Weihnachtszeit atmosphärisch aufgreifen.“ Dazu passend seien auch vier Baumstämme als Stehtische aufgestellt sowie Holzschnitzel als Bodenbelag gewählt, ergänzt die Stadtsprecherin. „Die Bäumchen sollen in der ihnen eigenen Schönheit naturnah bleiben. Aber: „Wer schmücken möchte, kann den Baum an der Kuhle vor Woolworth verschönern.“

Ute Feyen, persönliche Referentin von Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD), betont: „Es ist nie verboten gewesen, den Baum in der Kuhle zu schmücken.“ Mit einer Anzeige wegen Sachbeschädigung müssen Baumschmücker also nicht rechnen. Feyen bittet aber darum, winterfesten Schmuck zu benutzen, damit zum Beispiel bunte Kugeln bei Kälte nicht platzen. Schmücken dürfe den Baum jeder.

2015 und 2016 waren es vor allem die rund 30 Mitglieder der Bürgerinitiative „Wir für unsere Stadt“, die der Tanne Deko an die Zweige hängten. 2017 machten sie eine Pause, jetzt möchten sie wieder aktiv werden. Doch dass Feyen allgemein die Erlaubnis zum Schmücken ausspricht, reicht Ideengeber Olaf Josten von „Wir für unsere Stadt“ nicht: Er hätte die Genehmigung gerne selbst vom Ordnungsamt, am liebsten schriftlich. „Sonst schmücken wir nicht.“ Denn nachdem er 2015 die Stadt nur darüber informiert habe, dass seine Initiative den Baum verschönern wird, habe 2016 das Ordnungsamt mitgeteilt, ohne vorherige Genehmigung drohe zukünftig eine Anzeige wegen Sachbeschädigung. Für dieses Jahr habe die Initiative deshalb vor einigen Wochen beim Ordnungsamt angefragt, „aber bis jetzt haben wir keine Rückmeldung bekommen“.

Der Stadt liege keine Anfrage vor, sagt jedoch Feyen. Dass ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes mit einer Anzeige gedroht habe, „kann ich mir nicht vorstellen“, ergänzt sie. Schließlich sei es generell nicht verboten, den Baum zu schmücken. „Es ist kommuniziert worden, dass die Initiative keine Genehmigung braucht.“

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