Wahlkampf in der Schule

Im Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasium wurde diskutiert. Am Ende blieb offen, wie hilfreich die Politikerrunde für junge Menschen war, um sich ein Bild von der Kommunalpolitik vor Ort zu machen.

Viersen. Gut eine Woche nach der Europawahl hat in der Aula des Viersener Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums die Kommunalwahl am 30. August erste Schatten in der Kreisstadt voraus geworfen: Die Schüler der Klasse 12 beziehungsweise des Leistungskurses, der sich mit Politik beschäftigt, hatten die Idee, Viersener Politiker zu einer Podiumsdiskussion einzuladen.

Das erklärten Anika Tappeser und Hannah Huppertz (beide 18) vorab im Gespräch mit unserer Redaktion. "Wir wollten mit dieser Aktion auch Mitschüler motivieren, zur Wahl zu gehen."

Sicherlich eine gute Idee. Ihre Umsetzung wäre perfekt gelungen gewesen, wenn es am Montagvormittag in der Aula der Schule eine straffere Leitung der Gesprächsrunde gegeben hätte und die Politiker die Vorstellungsrunde und ihren Redefluss etwas begrenzt hätten. So waren in den 75 Minuten nur rund ein Dutzend Fragen an sie möglich.

Werner Dingel von den Liberalen stellte fest, dass die FDP in den letzten Jahren Vertrauen aufgebaut habe. Und Paul Mackes (CDU) war hocherfreut über eine bestens besetzte Aula, während Sozialdemokrat Manuel Garcia Lima "einige frühere Lehrer" aus seiner Schulzeit wiedererkannte.

Den meisten Beifall heimste Martina Maaßen von den Bündnisgrünen ein. Rückblickend auf die Europawahl ließ sie die Schüler wissen, dass ihre Partei schon jetzt "über die Grenzen hinweg" mit niederländischen Grünen zusammenarbeite.

Der Wahlkampf hat offenbar auch in Viersen begonnen: Sichere Arbeitsplätze will die Linke, die mit Christian Stadler ebenfalls vertreten war, durch einen Mindestlohn von zehn Euro schaffen. Erzieherinnen würden schlechter als Müllmänner bezahlt.

Die SPD sieht Viersen beim Thema Jobs "auf dem richtigen Weg". Laut den Grünen gibt es noch Platz in Viersener Gewerbegebieten. Die CDU ist für gute Rahmenbedingungen für Unternehmer und Investoren.

Beim Thema Kindergärten sieht die FDP in Viersen den Bedarf weitestgehend gedeckt. Für die Christdemokraten ist die beste Betreuung der Kinder immer noch durch die Eltern gewährleistet. Die SPD hält es dagegen für wichtig, die Wünsche der Eltern zu berücksichtigen und auch die Grünen halten die Wahlmöglichkeit für richtig.

Wie die Ganztagsschule finanziert werden soll, lautete eine weitere Frage. Paul Mackes sah die Angebote in Viersen abgedeckt, während die Linke die Ansicht vertrat, dass "Erasmus von Rotterdam sich im Grabe umdrehen würde" angesichts eines fehlenden einheitlichen Konzeptes.

Beim Thema Finanzen sprach sich Martina Maaßen dafür aus, Großprojekte im Straßenbau in Viersen sofort zu stoppen. Sie sah ferner den städtischen Etat "vollkommen ausgequetscht".

Am Ende blieb offen, wie hilfreich die Politikerrunde für junge Menschen war, um sich ein Bild von der Kommunalpolitik vor Ort zu machen.

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