Von Erhard bis Horten: Viersens Wochenschau

Vier Stunden Stadtgeschichte enthält eine Doppel-DVD, die jetzt der Verein für Heimatpflege herausgegeben hat.

Von Erhard bis Horten: Viersens Wochenschau
Foto: Baum

Viersen. „Man muss der Zeit Zeit lassen“, hat schon Papst Johannes XXIII. gesagt. „Die Zeit ist Amme und Mutter“, erkannte William Shakespeare. Wenn dann noch Heimat und Kreativität hinzukommen, kann es eine Sternstunde geben. Die erlebte am Donnerstag das Viersener Stadtarchiv bei der Vorstellung von „Christoph Fritz — Tönende Wochenschau“.

Von Erhard bis Horten: Viersens Wochenschau
Foto: baum

Albert Pauly, Vorsitzender des Viersener Heimatvereins, sprach bei der neuen DVD von einem gefundenen Schatz. Die vierstündige Dokumentation der Viersener Geschichte von 1958 bis 1969, die der Filmpionier Christoph Fritz mit seiner 8mm-Kamera festgehalten hat, sei ein gewichtiges Zeitdokument. Es sei von Herbert Boox und Reinhard Steenmans in viermonatiger Arbeit meisterlich digitalisiert worden. Jetzt gebe es vier köstliche Viersener Geschichtsstunden auf zwei DVDs.

Christoph Fritz (89), gebürtiger Viersener und einst Diplom-Handelslehrer an der Viersener Berufsschule, hatte sich 1953 im Versandhaus seine erste Filmkamera gekauft. Sein Blick zurück: „Zu der Zeit waren Filme nichts anderes als Fotos, die, hintereinander abgespielt, bewegte Bilder lieferten.“

Er bezeichnet sich im Nachhinein als fleißiger Kinogänger, sei immer wieder Gast in den Viersener Lichtspielhäusern Nationaltheater, Scala oder Schauburg gewesen. Fritz kaufte sich Zelluloidstreifen wie für den Fotoapparat, nur schmaler, aber auch lichtempfindlicher. Er erzählte bei der Vorstellung der DVD vom kleben an beiden Enden des Films, von den Scheinwerfern, die er für Innenaufnahmen besorgen musste, und vom Tonbandgerät für die Tonaufnahmen.

Die vier Stunden Film bieten Historisches, Stadtereignisse und Köstlichkeiten satt. Da erlebt man einen Kopfsprung im alten Haus-Kaiser-Bad, Seifenkistenrennen auf der Bismarckstraße oder die letzte Straßenbahn in Viersen 1959. Zu sehen ist, wie Theo Püll Deutscher Meister im Hochsprung wurde, die Bundeswehr auf Werbeschau in Viersen war und hinter der Festhalle ein Verkehrskindergarten eröffnet wurde.

Die „Tönende Wochenschau“ zeigt große und kleine Dinge im Stadtgeschehen. So kann man den Besuch von Bundeskanzler Erhard in Viersen und eine Demo gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings verfolgen. Anderseits gibt es bewegte Bilder von der Stadtmeisterschaft im Kegeln, vom Stadtschützenfest und von Karneval.

Und deutlich wird, dass viel gebaut wurde: Die neue Stadtsparkasse wurde errichtet, Kaiser’s eröffnete seinen ersten Supermarkt, das Horten-Kaufhaus entstand, das Kolpinghaus eingeweiht und die neue Doppelturnhalle im Beberich. Die Liste ließe sich spielend noch lange fortsetzen. Doch besser ist anschauen und Heimatgeschichte erleben.

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