Roadtrip mit Andreas Klatt Von Viersen nach Vietnam auf dem Fahrrad

Viersen. · Bis Mai 2020 möchte der 34-jährige Andreas Klatt insgesamt 17000Kilometer weit radeln – über Indien und Thailand.

 Andreas Klatt ist seit wenigen Tagen unterwegs. Er möchte unter anderem durch Österreich, Ungarn, die Türkei, Georgien, Armenien, Myanmar, Thailand und Kambodscha radeln.

Andreas Klatt ist seit wenigen Tagen unterwegs. Er möchte unter anderem durch Österreich, Ungarn, die Türkei, Georgien, Armenien, Myanmar, Thailand und Kambodscha radeln.

Foto: Andreas Klatt

Die ersten 600 Kilometer sind geschafft, Würzburg hat er von Viersen kommend bereits hinter sich gelassen: Seit einer Woche ist Andreas Klatt mit dem Fahrrad unterwegs. Doch dies ist kein kleiner Ferientrip auf zwei Rädern. Der 34-Jährige hat sich viel vorgenommen: Bis Mai 2020 möchte er bis Vietnam radeln, pro Tag etwa 100 Kilometer zurücklegen. Insgesamt ist die Strecke, die sich Klatt überlegt hat, 17 000 Kilometer lang. Sie wird ihn in den nächsten zehn Monaten unter anderem durch Österreich, Ungarn, die Vereinigen Arabischen Emirate, Indien sowie Thailand führen.

Gibt es ein Land, vor dem er besonders viel Respekt hat? „Das war zu Beginn sicher der Iran“, erzählt Klatt, der in Viersen selbstständig als Piercer und nebenberuflich als Krankenpfleger arbeitet. „Doch das anfänglich leicht mulmige Gefühl ist in absolute Vorfreude umgeschlagen, und das liegt vor allem an der unglaublichen Herzlichkeit der Menschen dort.“ Seit er seine Reise im November 2018 auf seinem Instagram-Account angekündigt hat, trudeln Essens-Einladungen von bis dato unbekannten Iranern bei ihm ein. „Das wirkt erst einmal skurril, spricht aber für die riesige Gastfreundschaft dort“, sagt er. Auch dafür liebe er die sozialen Netzwerke, die solche Kontakte überhaupt erst ermöglichen. Ein weiterer Pluspunkt: Familie und Freunde können sich so einfach darüber informieren, wo auf seiner Route Klatt sich gerade aufhält.

Als er vor etwa zwei Jahren begann, über seine Reisepläne zu sprechen, sei zunächst einmal eine gewisse Bewunderung zutage getreten, sagt Klatt. Darüber, dass er eine solche Reise plant und angeht und auch vor der täglich vorgesehenen Strecke, wobei er sagt: „Die 100 Kilometer pro Tag hören sich schlimmer an, als sie sind. Ich fahre seit meinem 13. Lebensjahr, habe immer schon mal größere Radtouren gemacht.“

Schon als Jugendlicher ist
Klatt in andere Länder geradelt

Klatt ist bereits als Jugendlicher von Viersen aus nach Paris, zu den Ostfriesischen Inseln oder in den Schwarzwald gefahren. Doch wenn er selbst auch bis zuletzt sehr entspannt war, er habe schon gemerkt, dass sein Umfeld doch unglaublich nervös gewesen sei. „Die Ängste sind teilweise natürlich unbegründet, sie entstehen hauptsächlich einfach daraus, dass man andere Kulturen nicht kennt.“ Doch er habe sich informiert, wisse beispielsweise, dass man im Iran als Auswärtiger keine SIM-Karte für das Smartphone erwerben könne. Und er ist gespannt auf Indien: „Es ist ein unglaublich facettenreiches Land mit 1,6 Milliarden Menschen. Da ist der Verkehr natürlich ein ganz anderer, es gibt Tuk Tuks, aber eben auch Kühe auf der Straße.“

Klatt musste bei seinen Planungen jedoch viel mehr bedenken: Neben der politischen Lage in den jeweiligen Ländern galt es auch, sich über Visa-Bestimmungen und die Wetterlagen zu informieren. „Wenn man wie ich auf dem Rad unterwegs ist, sind die Temperaturen und das Wissen um möglichen Monsunregen wichtig. Daher habe ich mich entschieden, im August zu starten, um relativ unbeeinträchtigt davon unterwegs zu sein.“ Sieben Impfungen und 14 Spritzen musste er vorab über sich ergehen lassen, darunter welche gegen Gelbfieber, Cholera und Meningokokken.

Sein Piercing-Studio ist bis Mai 2020 geschlossen. „Ich habe 15 Jahre zwischen 50 und 70 Stunden die Woche gearbeitet, dazu kam die Altenpflege am Wochenende.“ In den vergangenen Jahren seien Dinge wie eine Krebsdiagnose bei einer Freundin dazu gekommen, und er habe sich entschlossen, diese Reise anzutreten: „So etwas hat einen eigenen Wert.“ Er mache diese Tour jedoch nicht aus spirituellen Gründen, sondern einfach aus Freude an der Reise selbst.

Nach fünf Tagen gönnte er sich am Donnerstag den ersten Ausruhtag. „Das lag an dem Gepäck, das mich im wahrsten Sinne des Wortes in die Knie gezwungen hat.“ Rund 20 Kilogramm wiegt das Gepäck, etwa 19 das Reisefahrrad, das er für den Trip nutzt. „Dazu noch mein Gewicht, da kommt schon einiges zusammen.“ Die ersten Tage haben ihn drei Freunde begleitet, seit Dienstag ist Klatt allein unterwegs: „Seitdem kommen die Leute ganz anders auf mich zu als wenn man in einer Gruppe reist.“ In den Jugendherbergen gebe es viele Individualreisende, da komme man schnell ins Gespräch. Die Herberge soll aber nicht die Regel sein: „In den europäischen Ländern werde ich ansonsten aber meist das Zelt nutzen.“

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