Viersen: Macher will Stadt wecken

Wahl: Winfried Tackenberg will für die FDP mit „seinen“ Themen punkten: Innenstadt und Einzelhandel.

Viersen. Es ist nur eine kleine Anekdote aus längst vergangenen Tagen. Aber sie scheint bestens geeignet, um Winfried Tackenberg in wenigen Sätzen zu charakterisieren. Als Mittzwanziger, so beginnt der mittlerweile 59-jährige Manager des Viersener Rathausmarkts unvermittelt, sei er mal mit einem Freund im Dülkener Karneval unterwegs gewesen.

Man habe sich über seinen - Tackenbergs - Bekanntheitsgrad unterhalten. "Mich kennt die Hälfte der Dülkener", habe er behauptet und einen Test vorgeschlagen: Der Freund solle einfach die nächsten fünf Menschen fragen, die ihm über den Weg laufen. Der tat wie ihm geheißen und soll - man ahnt es schon - fünfmal eine Antwort wie diese bekommen haben: "Ob ich den kenne? Na, klar, das ist doch der Tacki!"

Winfried Tackenberg ist sehr bekannt und hat ein ungemein großes Selbstbewusstsein - das ist die nicht zu überhörende Botschaft dieser Geschichte. Das allerdings ist nichts wirklich Neues in Viersen. Aber nun will sich der "Einzelkämpfer", wie er sich selbst nennt, in der lokalen Politik von dieser Bekanntheit profitieren.

Dafür hat er, rund vier Jahre nach dem Austritt aus der CDU, seine alte Heimat FDP ausgewählt: ein bunter Hund mit gelbem Touch sozusagen. "Ich bin ein liberaler Konservativer oder ein konservativer Liberaler", sagt Tackenberg, der als junger Mann schon einmal in der FDP war. Nun soll er im Bezirk Stadtmitte bei der kommenden Kommunalwahl möglichst viele Stimmen holen.

Beim Gespräch in seinem Penthouse-Büro in Viersens Zentrum - mit tollem Blick aufs Rathaus - wird schnell klar, in welchem Themenbereich er in den nächsten Wochen und Monaten punkten will: "Ich bin ein Fachmann, was Innenstadt-Entwicklung und Einzelhandel angeht", sagt der Mann, dem nach eigenen Angaben ein Drittel der Gewerbeflächen "in Verwaltung oder Eigentum unterstehen".

Und er liefert gleich Beweise für diese Kompetenz: Das Kunden-Aufkommen an Eisbuden zu unterschiedlichen Tageszeiten? Tackenberg hat sich mit Sohn und Zählgerät auf die Lauer gelegt. Wie viele niedergelassene Ärzte gibt es eigentlich? Schwupps, landet ein Stadtplan mit angekreuzten Praxen auf dem Tisch. Was könnte potenzielle Käufer abschrecken?

Der promovierte Diplom-Ingenieur zeigt selbst geschossene Fotos von Taubendreck am Remigiusbrunnen. Als "Gefahr" bezeichnet er seit geraumer Zeit das geplante Einkaufs-Center im nahen Gladbach. Er mache sich eben Sorgen um die Entwicklung seiner Stadt: "Viersen schläft".

Er wolle im Wahlkampf weder Fähnchen verteilen, noch Partei-Schlagworte verbreiten, sondern schlicht informieren, "Daten und Fakten liefern". Ob der temperamentvolle Macher diese ungewohnte Zurückhaltung in der kommenden Zeit beibehält, darf allerdings bezweifelt werden. "Manche werfen mir vor, ich wäre nicht diplomatisch genug, dabei gibt es keinen besseren Diplomaten als mich." Nur wenn es keine Ergebnisse gebe - in seinem Sinne, müsste man ergänzen -, "werde ich ausgesprochen böse".

Mit Winfried Tackenberg, das steht fest, kann der Wahlkampf richtig spannend werden.

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