Viersen: Kinderklinik St. Nikolaus - Afghanischer Junge kann bald nach Hause

Einer der beiden afghanischen Jungen, die in Viersen behandelt werden, kann bald nach Hause.

Viersen. Längst gelten sie als die Lieblinge der ganzen Station: Der zwölfjährige Matiullah und der zwei Jahre jüngere Mohammad aus Afghanistan leben seit neun Monaten in der Kinderklinik St. Nikolaus des Allgemeinen Krankenhauses Viersen, kurz AKH (die WZ berichtete).

Die Klinik hat die beiden Jungen unentgeltlich aufgenommen, um ihre schwer verletzten Beine zu behandeln. Einer der Jungen hat sich seine Beine bei einem Unfall gebrochen, der andere in Folge einer Knochenmarksentzündung.

"Beide können sich inzwischen recht gut auf Deutsch verständigen", sagt Dr. Christoph Aring, Chefarzt der Kinderklinik. "Sie sind sehr kommunikationsfreudig und lernen mit unseren Erzieherinnen begeistert die Sprache."

Mittlerweile sind die beiden Jungen beste Freunde. Bei ihrer Ankunft im Sommer sprach jeder der beiden einen eigenen Dialekt - und jetzt unterhalten sie sich auf Deutsch miteinander.

Ihre Behandlung gestaltet sich nach Angaben des Krankenhauses schwierig. Gerade erst wurde Matiullah erneut operiert. Jetzt muss er wieder still liegen, den weiteren Verlauf warten - und die Schmerzen ertragen.

"Die Prognose für ihn ist ungewiss, sein linker Schienbeinknochen muss ersetzt werden, leider heilen die Verletzungen nicht gut", sagt Dr. Christoph Aring. Immer an Matiullahs Seite: Mohammad, der seinen Freund aufmuntert und tröstet.

Doch für den Zehnjährigen könnte die Zeit im AKH Viersen bald vorbei sein. Denn jeden Tag trainiert er das Laufen mit seiner neuen Prothese, die den rechten Unterschenkel ersetzt. "Eine mühsame Prozedur, denn er kann die Beine nicht belasten, weil wir das linke Knie versteifen mussten", erklärt Aring.

Doch Mohammad verliere nie den Mut. Inzwischen schafft der Junge zehn bis zwölf Schritte. "Ziel ist es, dass er eines Tages allein laufen kann", sagt der behandelnde Arzt. Doch die weiteren Übungen könnte der Junge auch in Afghanistan machen. "Hier können wir nicht viel mehr für ihn tun, die Behandlung ist abgeschlossen."

Die Hilfsbereitschaft im AKH Viersen ist nach Angaben der Klinikleitung überwältigend: Vor allem Eltern von kranken Kinder böten ihre Hilfe an. Kleidung und Spielsachen würden gespendet.

"Ein afghanischer Kollege aus dem St. Irmgardis Krankenhaus betreut die Beiden am Wochenende. Auch Ausflüge in den Zoo wurden bereits organisiert", berichtet Aring.

"Es ist beeindruckend, wie viele Menschen Anteil am Schicksal der beiden Jungen nehmen", bedankt sich Aring bei allen Helfern. Die beiden Jungen sagen auf ihre Weise "Danke": Trotz ihres schweren Schicksals verlieren sie nur selten ihre gute Laune und trösten sich gegenseitig, wenn sie das Heimweh plagt.

Für Mohammad könnte der Flug in die Heimat noch in diesem Monat Wirklichkeit werden, wann sein Freund zurück kann, ist noch offen. Am liebsten möchten die beiden Jungen gemeinsam nach Afghanistan zurück fliegen.

"Für uns wird das dann eher traurig, aber für die Jungs ist es natürlich besser, wenn sie nach Hause kommen", sagt Stationsärztin Sina Meinert. "Die beiden gehören praktisch schon zur Station."

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