Hauptausschuss Alte Post könnte zum Sozial-Rathaus werden

Viersen. · Die SPD ist für, die CDU gegen die Zusammenlegung mehrer Verwaltungsstandorte.

 Die Stadt will den Sozialbereich im alten Postgebäude unterbringen.

Die Stadt will den Sozialbereich im alten Postgebäude unterbringen.

Foto: Martin Röse

Viersens Stadtverwaltung platzt aus allen Nähten: Mangels Umkleiden ziehen sich die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes auf der Behindertentoilette um. In der Bauaufsicht im Technischen Rathaus besteht nicht genügend Platz, Karten auszubreiten. Auszubildende werden in Zweierbüros untergebracht – auf einem dritten, dazugestellten Stuhl. Und dass die Verwaltung schwangeren Beschäftigten einen Ruheraum zur Verfügung stellt, wie es das Arbeitsschutzgesetz vorschreibt, ist in Viersen nur ein frommer Wunsch. „Entsprechende Kapazitäten bestehen in allen Verwaltungsgebäuden in zumutbarer Erreichbarkeit nicht“, teilte Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) mit. Die Politik beschloss, zusätzliche Räume für rund 35 Beschäftigte zu mieten.

 Dazu ist es bisher nicht gekommen, „aus von der Verwaltung nicht zu vertretenden Gründen“, so Anemüller. Das eröffnet der Stadt die Möglichkeit für eine „große“ Lösung. Denn vor vier Wochen bekam die Verwaltung das Angebot, die leerstehende ehemalige Hauptpost an der Freiheitsstraße zu mieten. Der frühere Eigentümer wollte in dem Gebäude eigentlich Leiharbeiter unterbringen, der aktuelle Eigentümer hat andere Pläne.

Die Hauptpost hat eine Fläche von rund 3500 Quadratmetern. Aktuell nutzt die Verwaltung knapp 6600 Quadratmetern – an diversen Standorten im Stadtgebiet. Die ehemalige Post bietet den Vorteil, dass kleinere angemietete Einheiten an Wilhelmstraße und Königsallee aufgegeben werden könnten. Vorschlag der Verwaltung: Die alte Post wird zum Sozial-Rathaus. Dort sollen ab 2023 die Fachbereiche „Soziales und Wohnen“ sowie „Kinder, Jugend und Familie“ zusammengezogen werden. Bis das Gebäude so weit hergerichtet ist, könnten dort vorübergehend das Gebäudemanagement und das Rechnungsprüfungsamt einziehen.

Bis zur Fertigstellung der Räume gelte eine verminderte Miete

„Entsprechende Räume würden kurzfristig zur Verfügung stehen“, erklärte Anemüller: „Damit wäre der aktuelle Raumbedarf der Verwaltung vorerst gedeckt.“ Sie sieht gleich mehrere Vorteile im neuen Verwaltungsstandort: „Eine Nutzung durch die Verwaltung würde dazu beitragen, die Attraktivität des Stadtbilds in der Viersener Südstadt zu steigern und das Stadtbild an dieser Stelle zu beleben.“ Zudem sei es gut mit allen Verkehrsmitteln erreichbar.

Für 18 Jahre könnte die Verwaltung den Gebäudekomplex mieten; bis zur vollständigen Herstellung im Jahr 2023 zu einer reduzierten Miete. Insgesamt summieren sich die Mietkosten auf mehr als sieben Million Euro.

Die SPD befürwortet den Plan. „Die Einrichtung eines Sozial-Rathauses mit kurzen Wegen für alle Hilfe- und Unterstützungsbedürftigen entspricht genau dem, was für die SPD-Fraktion ein Baustein einer bürgerfreundlichen Verwaltung ist“, sagt deren Fraktionsvorsitzender Manuel García Limia. Die CDU hingegen will nicht zustimmen. Der Fraktionsvorsitzende Sillekens spricht von einem „Schnellschuss“. „Klar ist: Bei der Unterbringung der Verwaltungsmitarbeiter muss was passieren“, sagt er. Allerdings mache die Verwaltung den zweiten Schritt vor dem ersten. „Wir müssen doch erst schauen: Welchen Bedarf haben wir, was haben wir an Bestand? Und dann müssen wir schauen: Wie können wir auffüllen?“. Die Idee, die alte Post zu mieten, sei „nicht auf jeden Fall falsch“, so Sillekens. Angesichts der Höhe der Miete müsse allerdings auch überlegt werden, ob ein Neubau für die Stadt nicht mehr Sinn habe, der auch direkt barrierearm und ökologisch geplant werden könne. Sillekens: „Da haben wir von der Stadtverwaltung einfach zu wenig an Informationen.“ mrö

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