Verliebt in ein Haus von 1611

Annette Steffens feiert am Sonntag mit Familie, Freunden und Nachbarn den Geburtstags ihres Hauses. Der Hof ist nun 400 Jahre alt.

Viersen. „Mit dem Geld, das hier in den Jahrzehnten investiert wurde, hätte ich eine Weltreise machen können“, lacht Annette Steffens, 73 Jahre alt, fest verwurzelt in Helenabrunn. Ihr Lebensmittelpunkt ist ein Hof, mittlerweile hinter Neubauten in zweiter Baureihe an der Neuwerker Straße gelegen. Der sogenannte altfränkische Bauernhof ist in diesem Jahr 400 Jahre alt geworden. Ein Anlass, den die Hausbesitzerin, eine gebürtige Mönchengladbacherin, an diesem Wochenende feiert.

Hier kennt sie jeden Quadratmeter, jedes noch so ungewöhnliche Türmaß, jeden Balken, jede Wand aus Lehmverfülltem Holzgeflecht, jene wenigen Zeugen vergangener Zeiten. Obwohl das Leben und Wohnen „immer mit viel Arbeit verbunden war“, genießt sie es. „Das Haus ist für mich alles. Ich liebe es.“

Als 17-jähriges Mädchen hat sie den Hof zum ersten Mal gesehen. „Es war alt und abbruchreif“, sagt sie. Damals hatte sie ihren späteren Mann kennengelernt, einen Neuwerker, der diesen Hof samt Grundstück gerade mit seiner Mutter gekauft hatte.

„Fußböden Fehlanzeige. Man trat auf festgetretene Erde, im Flur auf rote Backsteine,“ erinnert sich Annette Steffens an kaum bewohnbare Räume. Nach vier Umbaujahren zog das frisch getraute Ehepaar Steffens 1958 ein.

Vor Jahrhunderten war das Wohnen in diesem Hof-Typ nur in der Gebäudemitte rund um einen großen Kamin vorgesehen. Nach außen hin lagen Stallungen. Leben und Viehaltung unter einem Dach.

In Annette Steffens persönlicher Familiengeschichte war der Hof ein Mehrgenerationenhaus. Er ist es bis heute. Seit drei Jahren wohnt Familie Rabe Tür an Tür mit der Hausherrin und genießt „die unvergleichliche Atmosphäre“. Mit Freunden, Verwandten und Nachbarn feiern die Bewohner morgen gemeinsam 400 Hof-Jahre.

Seinen Balken mit der Inschrift „anno 1611“ hat der altfränkische Hof vor über 55 Jahren eingebüßt. „Mein Schwiegervater schenkte ihn damals einem Heimatfreund.“ Jahrzehnte später hat Annette Steffens noch mal nachgeforscht. Der Balken blieb unauffindbar.

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