Tatort Autobahnbrücke

Polizei fasst Kinder und Jugendliche nach Würfen auf Lkw und Autos.

Viersen. Die furchtbaren Bilder des Brückenwurfs von der Autobahn bei Oldenburg, dem eine Frau zum Opfer fiel, sind noch vor aller Augen. Und die skrupellosen Brückenwerfer finden Nachahmer. Von drei Trittbrettfahrern in Viersen und Kempen allein am Dienstag berichtet die Polizei. Alle drei gingen zum Glück glimpflich aus.

Gegen 19.20 Uhr am Dienstag alarmierten Autofahrer die Polizei: Auf der Autobahnbrücke über die A 61 zwischen Süchteln und Dülken seien verdächtige Jugendliche. Die Anrufer hatten den Eindruck, dass die Jugendlichen Gegenstände auf die Autobahn warfen. Polizisten trafen dort auf vier Jugendliche. Ein 16-jähriger Dülkener gab zu, er habe einen leeren Getränkekarton auf Autos fallen lassen. Vermutlich hat der Karton keinen Wagen getroffen. Jedenfalls erhielt die Polizei keine Meldung. Der 16-Jährige war sich offenbar über die möglichen Folgen nicht im Klaren gewesen. Seine Begleiter hatten vergeblich versucht, ihn von dem Wurf abzuhalten.

In Süchteln traf am Dienstag gegen 18.30Uhr ein hart gekochtes Ei die Windschutzscheibe eines Lastwagens auf der Ratsallee. Die Scheibe riss sternförmig. Der Lkw war Richtung Tönisvorster Straße unterwegs und in Höhe des Busbahnhofs an einer Gruppe Jugendlicher vorbei gefahren. Einer der Jungen schleuderte das Ei, danach flüchteten die Jugendlichen in verschiedene Richtungen. Einer war etwa 1,50 bis 1,55Meter groß und hatte dunkles Haar. Er trug eine auffällige weiße Jacke mit chinesischen Schriftzeichen auf dem Rücken.

Ebenfalls am Dienstag ist der Wagen eines Wachtendonkers (37) auf dem Kempener Außenring von einer Brücke aus beworfen worden. Fahrer und Beifahrer hatten mehrere Personen auf der Brücke gesehen. Eine warf einen Gegenstand, der den Wagen an der Windschutzscheibe traf. Der Fahrer stoppte sofort.

Der Beifahrer verfolgte und fasste die Flüchtenden, drei Jungen, zwölf und 13 Jahre alt. Die Kempener hatten schon eine ganze Weile Fahrzeuge mit Lehmklumpen beworfen, wie viele "Einschläge" auf der Straße zeigten. Über die möglichen Folgen hatten sie sich keine Gedanken gemacht. Das Auto des Wachtendonkers war unbeschädigt, als der Lehm abgewischt war.

In Anbetracht der tödlichen Gefahr erklärte gestern die Kreispolizei, für sie gelte: Null Toleranz für "Brückenwerfer". Sie werde alle "Werfer" anzeigen und zur Verantwortung ziehen.

Strafe Würfe von Gegenständen auf Autos sind strafrechtlich ein Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr. Sie werden mit Freiheitsstrafe bis fünf Jahre oder Geldstrafe geahndet, gleich ob Schaden entstanden ist oder nicht. Auf den Täter kommen auch zivilrechtliche Folgen wie Schadenersatz zu.

Wurfgeschoss Für den Autofahrer ist es unerheblich, ob es sich um einen dicken Stein oder eine leichte Kartonverpackung handelt. Er reagiert und reißt womöglich das Lenkrad herum. Die Gefahr eines Unfall mit schwersten Folgen ist sehr groß.

Zeugen Die Polizei bedankt sich bei den Zeugen, die die Identifizierung der "Trittbrettfahrer" ermöglicht haben. Sie bittet um besondere Aufmerksamkeit vor Brücken. Bei Beobachtungen sollte man sofort die Polizei alarmieren.

Appell Alle Eltern sollten mit ihren Sprösslingen eindringlich über Gefahren und Folgen derartiger "Spiele" sprechen.

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