Süchteln: Messer-Attacke vor Gericht

Attila F. sitzt wegen versuchten Totschlags im Gladbacher Landgericht auf der Anklagebank.

Süchteln. 29. April 2008: Nach einem Nachbarschaftsstreit soll der 32-jährige Attila F. sein Messer gezogen und es durch die linke Augenhöhle seines Gegners bis ins Hirn gestochen haben. Das Opfer Stefan K. kann fliehen, aber Attila F. soll ihn verfolgt und ihm neun Mal in Hals, Schulter und Rücken gestochen haben. Dann kann seine Frau ihm das Messer abnehmen, ein zufällig anwesender Kripo-Beamter überwältigt den Mann.

Der Prozess gegen Attila F., in Deutschland geborener türkischer Staatsbürger, wurde am Montag vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Mönchengladbach eröffnet. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 32-Jährigen versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung vor. Der Geschädigte Stefan K. überlebte den Angriff, wie durch ein Wunder wurden sogar weder Sehnerv noch Augapfel verletzt.

Zum Prozessauftakt konnte der Angeklagte die Nachbarschaftsstreitigkeiten und den Tathergang aus seiner Sicht zu schildern. Der in Viersen aufgewachsene Mann ist verheiratet und hat eine achtjährige Tochter.

Seit zehn Jahren lebte er mit seiner Familie in einem Mehrfamilienhaus in Süchteln. Nach etwa fünf Jahren begannen die Nachbarschaftsstreitigkeiten: Einer Familie im Haus ist mal die Musik zu laut, die aus der Wohnung der Familie F. kam, mal stört das Schuhregal im Hausflur, sagt er.

Die Situation wird schlimmer, als Stefan K. ins Haus zieht. "Sie haben immer versucht, etwas zu finden, um uns zu schikanieren", erzählt der Angeklagte. "Der psychische Druck wurde immer schlimmer." Stefan K. habe ihn auch häufig als "Scheißtürke" und "Kanakenzwerg" beschimpft.

Nachdem es einmal im Treppenhaus zu Rempeleien gekommen war, geht Attila F. zur Polizei, wird von dieser jedoch an einen Schiedsmann verwiesen. Am 29. April gerät die Situation dann außer Kontrolle. Als Attila F. mit seiner Tochter von einer Fahrradtour zurückkommt, gibt es wieder gegenseitige Beschimpfungen.

"Er hat mich mit dem Bauch weggedrückt, so dass ich fast hingefallen bin. Dann hat er mir mit dem Handballen auf die Nase gedrückt", schildert er die Situation. "Da bin ich explodiert."

Er zieht das geöffnete Klappmesser und sticht zu, verfolgt Stefan K. und verletzt ihn immer wieder. "Ich war außer mir", erklärt er. "Ich kann mich nicht daran erinnern, wie oft ich zugestochen habe." Er beteuert: "Ich bereue das zutiefst. Ich wollte nicht, dass es soweit kommt."

Vernommen wurde auch die Ehefrau des Angeklagten, die ihm nach der Tat das Messer widerstandslos hatte abnehmen können. Der Prozess wird fortgesetzt.

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