Energie sparen Der Kreis gibt Familien Stromspar-Tipps

Kreis Viersen. · Das bundesweite Projekt gibt es schon lange, jetzt macht auch der Kreis Viersen mit. Das Angebot richtet sich an Haushalte mit niedrigem Einkommen.

 Die Stromspar-Helfer Stefan Krug (v.l.), Ralf Schrous und Günther Bilson mit Projektleiterin Nicole Hoffmann.

Die Stromspar-Helfer Stefan Krug (v.l.), Ralf Schrous und Günther Bilson mit Projektleiterin Nicole Hoffmann.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

In rund 150 Städten und Gemeinden bundesweit läuft das Projekt Stromspar-Check bereits, die ersten Kommunen führten es vor zehn Jahren ein. Jetzt beteiligt sich auch der Kreis Viersen: Ab sofort kommen Stromspar-Helfer kostenlos in Haushalte mit geringem Einkommen und beraten die Bewohner dabei, wie sie Strom, Wasser und damit Kosten sparen können. Der Stromspar-Check ist ein Projekt des Caritasverbands und des Bundesverbands der Energie- und Klimaschutzagenturen. Es hat eine Laufzeit von jeweils drei Jahren und wird gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Nach Angaben der beiden Verbundpartner haben sich bisher mehr als 800 000 Menschen beraten lassen und dadurch nicht nur Geld, Wasser und Strom gespart, sondern auch fast 550 000  Tonnen CO2.

Wer bietet den Stromspar-Check im Kreis Viersen an?

Die Kreisverwaltung hat das Projekt gemeinsam mit dem Jobcenter Kreis Viersen und dem Sozialkaufhaus Kaufbar geplant. Es verbinde Soziales und Klimaschutz, erläutert Kreis-Sozialdezernentin Katarina Esser. „Klimaschutz darf kein Luxus sein, alle müssen sich Klimaschutzmaßnahmen leisten können“, betont sie. Erste Stromspar-Checks habe es im Januar bereits gegeben, 180 sollen es in diesem Jahr werden. „Wir werden das offensiv vermarkten“, sagt Axel Hummen, stellvertretender Geschäftsführer des Jobcenters. Den Jobcenter-Kunden werde also empfohlen, das Angebot in Anspruch zu nehmen. Die Flyer zum Stromspar-Check sollen unter anderem auch im Kreis-Sozialamt ausgelegt werden.

 Axel Hummen (Jobcenter,l.), Kreis-Sozialdezernentin Katarina Esser und Reiner Lennerts (Kaufbar).

Axel Hummen (Jobcenter,l.), Kreis-Sozialdezernentin Katarina Esser und Reiner Lennerts (Kaufbar).

Foto: Nadine Fischer

Wer kann den Stromspar-Check
in Anspruch nehmen?

Wer nachweisen kann, dass er Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe oder Wohngeld bezieht, eine geringe Rente oder Kinderzuschlag. Auch, wenn das Einkommen unter dem Pfändungsfreibetrag liegt, ist die Teilnahme am Stromspar-Check möglich. Wer sich beraten lassen möchte, vereinbart über die Kaufbar einen Termin mit den Stromspar-Helfern.

Wer sind die Stromspar-Helfer?

Träger des Stromspar-Checks im Kreis Viersen ist die Kaufbar. Das soziale Gebrauchtwarenkaufhaus mit drei Standorten im Kreis Viersen beschäftigt ehemals Langzeitarbeitslose, um ihnen die Möglichkeit zu bieten, wieder am Berufsleben teilzuhaben. Fünf Langzeitarbeitslose aus dem Einzugsgebiet des Jobcenters Kreis Viersen wurden über die Kaufbar in einer Schulung der Caritas zu Stromspar-Helfern ausgebildet. Die Schulung umfasst rund 100 Unterrichtsstunden. Themen seien dabei zum Beispiel Wärme, Klima und Elektrik gewesen, erklärt Nicole Hoffmann, Projektleiterin Stromspar-Check bei der Kaufbar. Die Teilnehmer hätten aber auch gelernt, wie sie die  Hausbesuche auswerten, dokumentieren und die Datenbank pflegen. Die Lohnkosten – für fünf geförderte Stellen über eine Laufzeit von drei Jahren – werden über das Teilnahmechancengesetz finanziert. Die Stromspar-Helfer hätten auch die Möglichkeit, sich noch weiter zu qualifizieren, erläutert Reiner Lennerts, Geschäftsführer der Kaufbar. So könnten sie etwa bei der Industrie- und Handelskammer eine Prüfung zum Energieberater ablegen. Das Projekt fördere „den schonenderen Umgang mit Ressourcen und den Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit“, sagt Lennerts. Ziel sei, dass die Stromspar-Helfer den ersten Arbeitsmarkt wieder erreichten, ergänzt Hummen.

Wie läuft der
Stromspar-Check ab?

„Die Stromspar-Helfer gehen beim ersten Besuch in den Haushalt und schauen sich alles an“, sagt Hoffmann. Jeweils zwei Stromspar-Helfer bilden ein Beratungsteam. Sie sprechen mit den Bewohnern über Heizkosten, Wasserverbrauch, Lüften – „über das tägliche Verhalten“, ergänzt die Projektleiterin. Sie messen die Verbrauchswerte von Elektro- und Haushaltsgeräten, etwa Kühlschrank, Waschmaschine, Trockner und Lampen. Außerdem geben die Stromspar-Helfer erste Energiespar-Tipps und fertigen einen Beratungsbericht an. Bei einem zweiten Besuch bringen sie kostenlos Soforthilfen im Wert von bis zu 70 Euro mit, wie schaltbare Steckdosenleisten, Energiespar- und LED-Lampen, TV-Standby-Abschalter, Zeitschaltuhren, Strahlregler für Wasserhähne und Wasserspar-Duschköpfe. Außerdem erhalten die Bewohner einen auf ihren Haushalt zugeschnittenen Stromspar-Fahrplan und weitere Energiespar-Tipps. „Nach einem halben Jahr besteht die Möglichkeit zu einem Wiederbesuch“, sagt Hoffmann.

Was hat der Stromspar-Check bisher bewirkt?

Seit dem Start im Jahr 2008 haben die Stromspar-Helfer bundesweit nach Angaben von Caritasverband und Bundesverband der Energie- und Klimaschutzagenturen rund 320 000 Haushalte besucht, dabei zum Strom- und Wasserverbrauch, Heizen und Lüften beraten. Sie installierten demnach kostenfrei Energiesparartikel im Gesamtwert von 20 Millionen Euro. Außerdem konnten knapp 17 000 Haushalte mit einem Wert-Gutschein in Höhe von 100 Euro ihr altes Kühlgerät gegen ein energieeffizienteres austauschen lassen. Insgesamt haben die Haushalte bisher 350 Millionen Euro eingespart.

Die von Caritas und Bundesverband der Energie- und Klimaschutzagenturen errechneten Kosteneinsparungen pro Haushalt liegen zwischen 100 und 250 Euro pro Jahr.

(naf)
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