Straßennamen: Frauen sollen aufholen

Der Verein Euregia forscht in Viersen nach bekannten weiblichen Persönlichkeiten und stellt eine Liste mit Kandidatinnen auf.

Straßennamen: Frauen sollen aufholen
Foto: Treffer

Viersen. Wer in Viersen unterwegs ist, der trifft auf 71 Straßen, die einen bekannten männlichen Namen tragen, und gerade einmal auf sechs Straßen, die einen bedeutenden Frauennamen führen. Warum das so ist, dafür hat Bettina Gläser-Kurth auch keine eindeutige Erklärung. Denn an bekannten weiblichen Persönlichkeiten mangelt es der Stadt Viersen nicht, wie die städtische Gleichstellungsbeauftragte betont.

Sie leitet den Arbeitskreis Straßennamen des Vereins „Euregia — Frauenwege zwischen Rhein und Maas“. Und dieser Arbeitskreis beschäftigt sich mit bedeutenden Frauen aus Viersen. „Die Leistungen der Frauen gehen in der Geschichte immer wieder unter. Wir möchten diese Frauen vorstellen und sichtbar machen. Eine Möglichkeit ist es, Straßen nach diesen Frauen zu benennen“, sagt Gläser-Kurth.

In Viersen haben es bislang nur die beiden Viersenerinnen Agnes van Brakel und Agnes Neef-Winz geschafft, dass eine Straße beziehungsweise ein Platz nach ihnen benannt wurde. Van Brakel war für ihre herausragenden Dienste im Sozialwesen bekannt, Neef-Winz war eine Heimatgeschichtsschreiberin. Kürzlich kam im Dülkener Neubaugebiet Burgacker die in Viersen geborene Bildhauerin Christiane Horn dazu. „Das ist aber so ein kleiner Weg, den muss man regelrecht suchen“, sagt die Dülkener Kunsthistorikerin Angela Klein-Kohlhaas. Zudem gibt es in der Kreisstadt die Anne-Frank-, die Elsa- Brandström- und die RichardaHuch-Straße.

Bei der Recherche des Arbeitskreises, der seit rund einem Jahr aktiv ist, stießen die sieben Frauen auf etliche interessante Viersener Frauen. Angefangen von Julie Kaiser, die unter anderem im Ersten Weltkrieg eine Kriegsküche betrieb, bis hin zu Berta Nussbaum und Sophie Greef, die ebenfalls durch ihr soziales Engagement hervorstachen. Herausragende Frauen waren auch die Geschwister Gertrud, Agnes und Katharina Te Dyck, die im 15. Jahrhundert mit ihrem Geld den Grundstein zum Beghinenhof legten. Die erste Ärztin in Viersen war Schola Kreutzer, und die in Dülken geborene Hilde Bruch, die ebenfalls Medizin studierte, war eine renommierte Ärztin und Psychoanalytikerin.

„Es gibt viele Frauen in Viersen, die es verdienten, dass eine Straße nach ihnen benannt wird“, betont Gläser-Kurth. Die Arbeitsgruppe arbeitet derzeit an einer Liste möglicher Kandidatinnen für Straßennamen, die dann dem Fachbereich für Geodaten und Bodenordnung der Stadt Viersen übergeben werden soll. Bei dieser Stelle kann jeder Vorschläge für neue Straßennamen samt Begründung einreichen. „Wir sind auf so viel Interessantes gestoßen, dass wir zudem überlegen eine Publikation über diese bedeutenden Viersener Frauen zu machen“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte.

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