Städtepartnerschaft: Kaum Interesse an Russland

Die Deutsch-Russische Gesellschaft Krefeld löst sich auf. Die Hochschule Niederrhein soll ihr Erbe antreten.

Niederrhein/Krefeld. Gerade ist der Verein volljährig geworden, nun löst er sich auf: Die Deutsch-Russische Gesellschaft in Krefeld gehört der Vergangenheit an. Einen entsprechenden Beschluss fasste jetzt die Mitgliederversammlung.

Dabei legte sie auch fest, dass die verbleibenden Mittel der Gesellschaft nicht an die Stadt Krefeld fallen, sondern auf die Hochschule Niederrhein übertragen werden. Damit soll die Zusammenarbeit auf dem Gebiet Wirtschaftswissenschaften weiter ausgebaut werden.

Im Dezember 1991 war die Deutsch-Russische Gesellschaft (DRG) gegründet worden. "Damals herrschte große Euphorie und Aufbruchstimmung nach Perestroika und Wiedervereinigung", erinnert sich Vorsitzender Helmut Kupski (77). Vertreter der Kirchen, von Unternehmen, der IHK, der SWK und der Sparkasse waren schnell mit im Boot. Partner wurde die Stadt Uljanowsk, zu der Krefeld bereits Kontakte unterhielt und mit der 1993 eine offizielle Städtepartnerschaft vereinbart wurde.

Doch während die offizielle Städtepartnerschaft nie richtig funktionierte, wie Kupski meint, hätten die Kontakte über die DRG gefruchtet. "Man muss die russische Seele verstehen", sagt der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete. Offizielle Kontakte reichten nicht; nur über menschliche Verbindungen könne man in Russland etwas erreichen.

Doch die Aufbruchstimmung sei nicht mehr vorhanden, Spendengelder fehlten, Russland sei einfach nicht mehr im Fokus der Öffentlichkeit. So seien auch die Bemühungen, Nachfolger für den überalterten Vorstand zu finden, gescheitert. "Deshalb haben wir mit einem weinenden Auge die Gesellschaft aufgelöst", sagt Schatzmeister Helmut Raitz von Frentz.

Und die Satzung wurde geändert. Das verbleibende Geld erhält nicht die Stadt Krefeld, wie bislang vorgesehen. Damit die eigene Arbeit fortgeführt wird, soll die Hochschule die verbleibenden Mittel der DRG erhalten. Rund 45000 Euro fallen damit der Hochschule Niederrhein zu - verbunden mit der Zweckbindung, die Wirtschaftswissenschaften vor allem der Hochschule Uljanowsk zu fördern, dort Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten und Zug um Zug die Abschlüsse den westeuropäischen Standards anzugleichen.

Die Hochschule will dazu ihr Austauschprogramm mit Dozenten und Studenten aus Russland weiter ausbauen, sicherte Rektor Hermann Ostendorf zu. Seit 1989 gibt es einen solchen Austausch mit St. Petersburg, jetzt soll im März eine Dozentin aus Uljanowsk nach Krefeld kommen.

"Das wird uns helfen, die gegenseitige Anerkennung der Studienleistungen zu erleichtern", sagt Martin Wenke, Dekan des Fachbereiches Wirtschaftswissenschaften. Im Herbst soll er selbst nach Uljanowsk fahren. Und damit einen Wunsch der DRG erfüllen: den Austausch von Professoren mit Russland.

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