Stadt sucht Dolmetscher

Ein Projekt der Viersener Freiwilligenzentrale soll Menschen ohne gute Deutschkenntnisse helfen.

Viersen. Familienvater Hassan T. möchte seinen ältesten Sohn in einem Viersener Kindergarten anmelden. Doch der Türke versteht nicht gut Deutsch, kann den Erklärungen der Leiterin, etwa was die Hol- und Bringzeiten in der Einrichtung angeht, daher nicht richtig folgen.

Nach Angaben der Freiwilligen-Zentrale Viersen demonstriert dieses "klassische Beispiel" den hohen Bedarf an Dolmetschern in der Stadt, in der zirka 6000 Menschen mit einem ausländischem Pass leben. In einem "in dieser Region einzigartigen Projekt", so Andreas Geskes von der Freiwilligen-Zentrale, soll jetzt für alle wichtigen Institutionen, etwa Schulen, Ämter, Beratungsstellen, Gerichte oder die Polizei, ein "Dolmetscherpool" aufgebaut werden.

Für diese Gruppe werden Menschen gesucht, die ihre guten Kenntnisse in Deutsch sowie einer weiteren Sprache (vor allem Türkisch, Russisch, Arabisch, aber auch Persisch, Polnisch oder Französisch) maximal eine Stunde pro Woche ehrenamtlich zur Verfügung stellen.

"Der deutsche Bürokratismus ist nicht gerade einfach - auch für uns Deutsche selbst nicht", erklärt Andreas Geskes die Bedeutung der Dolmetscher. Viele Migranten nähmen ihre Kinder bei Behördengängen mit, weil diese besser Deutsch könnten. Aber: "Das kann ja auch keine Lösung sein", sagt er.

Im Idealfall soll das neue Angebot folgendermaßen funktionieren: Eine Behörde etwa meldet Bedarf an. Die Freiwilligen-Zentrale vermittelt den telefonischen Kontakt zum passenden Dolmetscher. Gegebenenfalls wird der oder die Hilfesuchende sogar von ihm beim nächsten Gang zum Amt begleitet.

Doch damit dieses System auch wirklich seinen Zweck erfüllt, müssen erst einmal genügend hilfsbereite und mehrsprachige Bürger gefunden werden - die Stadt Viersen und die Freiwilligen-Zentrale sind derzeit gemeinsam auf der Suche (siehe Kasten).

Dass die Dolmetscher das selbstständige Lernen der deutschen Sprache verhindern, sieht Andreas Geskes nach eigener Aussage nicht. Er spricht im Gegenteil von einer Form der Integration durch dieses Projekt: "Durch die Fähigkeit zur Kommunikation geben die Dolmetscher wichtige Hinweise zur Orientierung, fördern das Lernen neuer kultureller Regeln und helfen, Missverständnisse bereits im Ansatz zu erkennen." Migranten erhielten so das Gefühl, angenommen und nicht ausgegrenzt zu sein.

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