St. Töniser im Seekrieg

Der Kreuzer "Kormoran" versenkte 1941 im Pazifik ein Flaggschiff. An Bord: Rolf Nolden.

<strong>Tönisvorst/Perth. Es war einer jener Tage, wie es sie oft im süd-pazifischen Raum gibt: Sonne, Wärme, wenig Seegang. Und doch war am Abend dieses 19. November 1941 vieles anders. Etwa 150 Seemeilen (270 Kilometer) vor der Westküste Australiens hatte ein Gefecht stattgefunden, das Militärs und Historikern viele Jahre lang Kopfzerbrechen bereitete. Niemand konnte sich erlären, wie es dem Hilfskreuzer Kormoran mit museumsreifer Bewaffnung und ohne jegliche Panzerung gelungen war, einen haushoch überlegenen Kreuzer wie die Sydney zu versenken. Mitten im Geschehen: Der heute 87-jährige Rolf Nolden aus St. Tönis.

1939 hatte sich der gebürtige Krefelder zum Einsatz bei der Marine gemeldet. "1940 ging’s aufs Schiff", erinnert er sich. Die "Alsterufer" war ein Versorgungsdampfer. Nach wenigen Monaten wechselte er auf den Hilfskreuzer "Kormoran". Mit seinen 18 Jahren war der Gefreite eines der jüngsten Besatzungsmitglieder. Nolden arbeitete als Funker, bekam so einiges von der Kommunikation mit. Im Schutz der Dunkelheit sollte die "Kormoran" Minen vor die Shark-Bay legen. Das Schiff wurde von der "Sydney" angefunkt und aufgefordert, sich zu identifizieren.

"Wir fuhren als holländischer Frachter ,Straat Malakka’ getarnt. Dieses Schiff gab’s tatsächlich. Allerdings hatten wir nicht dessen Geheimcode, um uns als Holländer auszuweisen", erklärt Nolden die brenzlige Situation. Kapitän Theodor Detmers leitete das Husarenstück ein. Immer wieder verzögerte er die Auskunft. "Der hat sogar eine Signalfahne verkehrt herum aufziehen lassen", so Nolden. Das alles diente nur einem Zweck: Die Sydney nah genug heran kommen zu lassen. "Als wir nach dem Geheimzeichen gefragt wurden, sagte der Kapitän: ,Das kriegt die jetzt’. Innerhalb von Sekunden war die holländische Fahne ein- und die Kriegsfahne aufgezogen.

317 von 397 Besatzungsmitgliedern überlebten. Aber wie. "Wir hatten es noch gut. Unser Rettungsboot hatte Segel und Ruder." Verpflegung? Keine. "Einmal am Tag bekamen wir aus einer Patronenhülse ein Schlückchen Wasser."

Nach fünf Tagen und sechs Nächten erreichte das Rettungsboot mit Rolf Nolden Land. "Suchflugzeuge haben uns wohl für Überlebende der ’Sydney’ gehalten und hatten sogar Zigaretten abgeworfen", lacht Nolden. Wenig später ging’s in Gefangenschaft. Für über vier Jahre.

Fernab der Heimat und weit weg von allen Kampfhandlungen wurden die Gefangenen gut behandelt. "Wir bekamen ja weiter Sold, kurz vor Kriegsende hat man uns sogar nochmal neue Uniformen geschickt", erinnert sich Nolden. Erledigten er und seine Kameraden Arbeiten - etwa für australische Betriebe oder Privatleute - gab’s auch noch Lohn. In der Freizeit wurde sogar Theater gespielt.

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