Schwalmtal: Noten für Flausch-Hühner

In Schwalmtal werden über 300 Vögel von Experten unter die Lupe genommen.

Schwalmtal. Es gackert und kräht, das ganze Schützenheim der Sebastianer in Schwalmtal scheint plötzlich ein überdimensionaler Hühnerstall geworden zu sein. "Die zeigen ihre Lebensfreude - und da krähen sie halt", sagt Karl-Otto Semmler aus Tönisvorst. Er ist einer von fünf Preisrichtern für Geflügel.

310 Tiere haben die Mitglieder des Kleintierzuchtvereins Elmpt zusammengestellt. Es sind Hühner, Gänse und Tauben, aber auch Wild- oder Ziergeflügel wie Enten und Wachteln. Rund fünf Stunden gehen die Preisrichter von einem Käfig zum anderen und begutachten die Tiere. Haben sie alle Merkmale, die diese Rasse haben soll? Sind sie gesund und wohlgenährt? Wie geben sie sich dem Menschen gegenüber?

So soll der kleine Zwerg-Shamo-Kampfhahn sich aufrichten, wenn man sich ihm nähert. Ohnehin ist der kleine Kerl so kerzengerade in seinem Käfig, dass es eine wahre Freude für die Preisrichter ist. Aber als Preisrichter Frank Stemberg auf ihn zugeht, "wächst" er noch einmal um ein paar Zentimeter.

Wirklich niedlich werden Kinder ihn nicht finden, denn mit seiner geraden Statur und der ausgeprägten Brust erinnert er eher an das Gummihuhn, das früher immer Gottlieb Wendehals mit sich herumschleppte. Aber er ist zweifelsohne einer der Sieger der Schau.

Die Höchstpunktzahl von 97 Punkten und die Note "vorzüglich" prangen an seinem Käfig. Kämpfen muss er natürlich nicht. "In anderen Ländern werden aber tatsächlich noch Tiere für Hahnenkämpfe gezüchtet", weiß Stemberg. Den Züchtern hier geht es um "Vitalität und Schönheit", erklärt Ludjo Jobs, Preisrichter aus Viersen.

Und genau darauf schauen auch die Preisrichter. Wer Geflügel züchtet, ist meist der Natur verbunden. Denn um die Tiere zu pflegen, geht es ab nach draußen. Alle leben im Freien und laufen frei herum. In die Käfige kommen sie nur für ein paar Tage im Jahr, wenn Ausstellungszeit ist.

Die Favoriten der kleinen Ausstellungsbesucher stehen auch schon fest. Wenn es nicht die wirklich stattlichen Pommerngänse sind, die ein wenig an Nils Holgersson erinnern, dann werden es bestimmt die Zwerg-Seidenhühner sein: "Flauschig" ist der erste Gedanke beim Anblick der Tiere. Die Schönste ist hier die Nummer 272, die sich gerade vertrauensvoll an Preisrichterin Wilma Oesterwind kuschelt.

Ihr Züchter kommt aus der Jugendabteilung des Vereins. "Da kann man den Jugendlichen nur beglückwünschen", sagt Oesterwind anerkennend. Es wird einen Pokal geben für die Henne, die so schön würfelförmig ist, wie es ihrer Rasse entspricht. Und vor allem eben seidig und flauschig.

Ein anderer Vertreter dieser Rasse ist eher neugierig. Während Wilma Oesterwind vor dem Käfig des schwarzen Hahnes steht, schaut er immer wieder auf ihre Bewertungskarten. Auch sein Gesichtsausdruck passt. "Hoffentlich schreibst Du nur Gutes über mich", scheint der Vogel zu denken.

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