Schlachthof: Betrieb geht weiter

Die Politik lehnt die Erhöhung der Gebühren ab. 45 Arbeitsplätze waren in Viersen gefährdet.

Viersen. „Wenn das durchgekommen wäre, hätte ich den Laden zumachen müssen.“ Erleichtert reagierte Freitag Johannes Siemes, Geschäftsführer des Viersener Schlachthofes, als er durch die WZ erfuhr, dass die Gebühren für die Veterinär- und Lebensmittelüberwachung nicht um 15 Prozent erhöht werden sollen. Das hatte der Kreisausschuss einstimmig am Donnerstagabend beschlossen.

Die Kreisverwaltung hatte die Gebühren deutlich anheben wollen, weil sie nicht mehr kostendeckend seien. Das Defizit betrage über 40 000 Euro pro Jahr, so Kreisdezernent Andreas Budde. Deshalb sollten die Gebühren für die Arbeit von Tierärzten und ihren Assistenten deutlich angehoben werden von 7,50 Euro je Rind auf 7,77 Euro, von 1,81 Euro je Schwein auf 2,09 Euro.

Nach diesem Entwurf der Kreisverwaltung hatte Siemes die Politik eingeschaltet. Die Erhöhungen seien nicht hinnehmbar. Das Unternehmen stehe in einem scharfen Konkurrenzkampf. Mit den neuen Gebührensätzen verliere man die Wettbewerbsfähigkeit. Im Gespräch mit der WZ verwies Siemes darauf, dass ein Schlachthof im Kreis Kleve nur 1,40 Euro je Schwein an Gebühren zahlen müsse. Branchenriesen wie Tönnies im Ruhrgebiet zahlen sogar nur einen Euro je Schwein. „Wenn unsere Gebühren weiter angehoben werden, können wir da nicht mehr mithalten“, sagt Siemes.

Er steht in Konkurrenz zu Unternehmen wie Tönnies, denn der Viersener Schlachthof ist als einziger in der Region mit Krefeld und Mönchengladbach übriggeblieben. Im Vergleich zu Tönnies ist Siemes ein Zwerg, doch immerhin werden auch im Schlachthof Viersen im Jahr rund 125 000 Schweine und 1500 Rinder geschlachtet.

Diese regionale Vermarktung wolle man nicht aufs Spiel setzen, war sich die Politik im Kreisausschuss einig. „Es wäre eine Katastrophe, wenn der Viersener Schlachthof schließen müsste“, sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Michael Aach. Schließlich seien kurze Transportwege auch wichtig mit Blick auf den Tierschutz. Er formulierte einen Kompromissvorschlag, wonach die Gebühren in zwei Schritten moderat um acht Cent angehoben werden sollen.

Eine entsprechende neue Gebührensatzung soll nun die Kreisverwaltung für die nächste Sitzung des Kreistages (20. Juni) vorbereiten. Udo Schiefner (SPD) an die Adresse der Verwaltung: „Lassen Sie sich ruhig Zeit. Solange bleibt ja die alte Gebührensatzung in Kraft.“

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