Schauer schreckten nicht ab

Etwa 10000 Fans erdiger Klänge pilgerten zum Eier mit Speck-Festival am Hohen Busch.

Viersen. Was ist unverzichtbar bei einem Rockfestival am Niederrhein? Jede Menge Stroh. Nur so schafften es die Veranstalter, aus der Schlammwüste am Viersener Hohen Busch ein halbwegs begehbares Festivalgelände zu machen. Die ständigen Regenschauer hatten für viel Matsch gesorgt. Doch das tat der guten Stimmung beim vierten Eier mit Speck-Festival keinen Abbruch. Im Gegenteil: Es kamen soviel Besucher wie noch nie - und wozu gibt es schließlich Gummistiefel?

Dass sich das Festival inzwischen etabliert hat, machen schon die Autokennzeichen deutlich. Aus ganz Deutschland sind die Fans der harten Töne angereist, meist mit kleinen Zelten, andere mit Wohnmobilen und viel Gepäck. Kleine Koffer ziehen die Mädels hinter sich her, junge Männer sind bepackt mit Rucksäcken und Kühltaschen, die Isomatte samt Schlafsack unter den Arm geklemmt. "So voll war es hier noch nie", sagt Sandra Kamps, die seit dem ersten Festival dabei ist.

Erstmals reichen die Parkplätze auf dem weitläufigen Freizeitgelände nicht aus. Besucher stellen ihre Autos in angrenzenden Wohngebieten ab. Zu Behinderungen kommt es aber nicht. Die gesamte Atmosphäre ist entspannt. Viele Jugendliche sind da, aber auch Familien mit Kindern und reifere Jahrgänge. Alles ist vertreten und versteht sich bestens. Musik verbindet eben.

Entspannend auch die Verkaufsstände auf dem Areal am Waldrand. Da lockt die Cocktailbar zum Chillen, am "Machmakaffee"-Stand gibt es sogar einen kleinen Sandstrand. Schmuck, Klamotten, CDs werden angeboten. Alle Hände voll zu tun hat das Team vom Wertmarkenverkauf. Sabine Perlich und Sandra Wolff geben hier die Bons ab und haben mit Luca Marie und Nina, beide neun Jahre alt, die wohl jüngsten Festivalhelfer als Unterstützung. Unter dem Zeltbau, wo zum Frühstück Eier mit Speck angeboten werden, riecht es nach Pommes und Würstchen. "Schmeckt prima und schafft eine gute Grundlage", sagt Tobias Schwenkert, der mit fünf Freunden aus dem Sauerland angereist ist. Wie er haben die Besucher viel Appetit mitgebracht: Am späten Samstagabend sind die Würstchen ausverkauft.

Dafür hat der große Andrang gesorgt. Insgesamt sind an den drei Tagen rund 10000 Besucher am Hohen Busch. Vor allem Therapy? hat die Fans gelockt. Die Nordiren geben ein umjubeltes Konzert auf der mit vielen tausend Watt ausgeleuchteten Bühne. Und Frontmann Andy Cairns hat sichtlich Spaß am Festivalnamen: "Eier mit Speck: What a name" betont er immer wieder. Auch Disco Ensemble aus Finnland, Top-Act am Freitag, werden vom Publikum gefeiert. Doch den Headlinern gelingt es in diesem Jahr nicht, eine so besondere Atmosphäre zu schaffen, wie es in den Vorjahren Volbeat oder Waltari erreichten. Auch die hochgehandelten Adam Bomb oder Prisma blieben eher blass.

Dafür rückten andere Bands nach vorne, wie die Reggae-Gruppe Jaya the Cat oder die Berliner Hiphop-Formation Die Rakede. Die zündete. Und für viel Spaß sorgten etwa die Rockabilly-Truppe Boppin’ B oder die Monsters of Liedermaching, denen es gelang, mehrere tausend Menschen dazu zu bewegen, sich in den Schlamm zu setzen.

Den Schlusspunkt als 25. Band setzte gestern Abend Dog eat Dog. Die Bilanz der Rettungskräfte fiel positiv aus: "Insektenstiche, Kreislaufprobleme und Schnittverletzungen", sagt Rettungssanitäter Michael Esser vom DRK. "Alles Kleinkram, Routine bei einer solchen Veranstaltung." Auch die Polizei meldete keine größeren Vorkommnisse. Nur ein paar Jugendliche hatten für Aufregung gesorgt, weil sie an der Bahnstrecke Viersen-Venlo über die Schienen gelaufen waren.

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