Viersen : Der Briefmarken-Weltenbummler
Viersen. Rolf Bolten ist professioneller Sammler von Postwertzeichen. Seine Schätze stellt er international aus.
Er selbst sieht es wie einen Aufstieg in die Bundesliga beim Fußball. „Bis ich den Status erlangt habe, um international auszustellen, hat es Jahre gedauert“, sagt Rolf Bolten. Der 84-Jährige aus Viersen sammelt seit seiner Kindheit Briefmarken. „Ich gehöre zur Generation, die kein Spielzeug hatte nach dem Krieg“, sagt Bolten. „In der Schule tauschten wir die Briefmarken unter der Schulbank.“
Seitdem ist Boltens Sammlung weit über Briefmarken hinausgewachsen. Besonders wertvoll seien unter anderem philatelistische Stücke aus der Zeit, bevor Briefmarken eingeführt wurden, sogenannte Vorphilatelie. Als Philatelie wird das Sammeln und Befassen mit postgeschichtlichen Stücken bezeichnet, ebenso wie die Sammelstücke selbst.
Wie tatsächlich im Fußball oder anderen Sportarten, gebe es eine Art Ligen-System bei professionellen Briefmarkensammlern, sagt Bolten. In insgesamt sieben Rängen müsse man sich Schritt für Schritt mit Ausstellungen hocharbeiten, in einem Rang erst drei Mal Gold holen für einen Aufstieg. Erst in den höheren Rängen I, II und III könne man beispielsweise international ausstellen wie Bolten. Bei internationalen Tagungen, Ausstellungen und Sammelbörsen treffen sich die Profi-Sammler und zeigen ihre zum Teile mehrere hunderttausend Euro wertvollen Kollektionen. Alle Raritäten auf weiße, dicke Papierbögen gespannt, mit historischen Informationen und Transkriptionen versehen, da die Schnörkelschrift selbst für Experten nicht immer einfach zu entziffern ist. Bis die Bände nach allen Regeln der Kunst und nach seinen eigenen Ansprüchen perfekt gestaltet sind, „sitzt man viele Nächte daran“, sagt der Viersener.
Zu diesen Ausstellungen gehört auch die Stamp Expo in St. Louis in Missouri in den USA. Bolten war bereits 2012 in den USA als Aussteller zu Gast bei der Baltimore Philatelist Society. Diesmal war er mit ganzen zwei Ausstellungen bei der Expo mit rund 80 Ausstellern vertreten: zum einen mit einem Band zum Kaisertum Österreich, zum anderen mit Sammelstücken aus der Gründungszeit der Bundesrepublik. Für beide erhielt er eine Medaille – für die Österreich-Sammlung in Silber, die andere mit einer Ehrung für die Ausstellung an sich. Nur zehn Sammler durften im Salon der Expo ausstellen, Bolten war einer von ihnen.
Bolten findet seine Stücke
bei Auktionen und im Internet
Die seltenen Stücke finde er bei Auktionen, im Internet, auf Tauschbörsen und manchmal über Auflösungen von Sammlungen aus dem Nachlass, sagt Bolten. Alle Stücke lasse er von einem Experten prüfen, erklärt er: „Briefmarken werden öfter gefälscht als Geld.“ Eine große Hilfe sei heute die digitale Technik – so lassen sich die Fundstücke 20-fach vergrößern, jedes Detail ist sichtbar und prüfbar.