Rathaus: Immer mehr Mitarbeiter sind krank

Viele Fälle gehen auf psychische Erkrankungen zurück. Stadt will auf externe Hilfe zurückgreifen.

Viersen. Viele Mitarbeiter im Rathaus stoßen an ihre Belastungsgrenzen, fallen länger aus. Der Krankenstand in der Viersener Stadtverwaltung beschäftigt jetzt auch die Politik. „Wir können das Einsparen von Personalkosten nicht bis zum Exzess weitertreiben“, mahnte Bürgermeister Günter Thönnessen vor dem Hauptausschuss.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. In einem Jahr haben 147 Mitarbeiter 17 756 Krankentage angesammelt. Sie waren jeweils ein Drittel eines Jahres arbeitsunfähig. An der Spitze liegen die Städtischen Betriebe (Bauhof) mit 47 kranken Mitarbeitern. Sie leiden zumeist unter Problemen mit dem Muskel- oder Skelettsystem. 24 Angehörige der Verwaltung fallen monatelang aus. Mehr als die Hälfte von ihnen ist psychisch krank.

Problematisch sei vor allem das Zusammentreffen von Wiederbesetzungssperren und Langzeiterkrankungen, erläuterte Wolfgang Güdden, Fachbereichsleiter Hauptverwaltung. Um den städtischen Haushalt zu konsolidieren, werden frei werdende Stellen sechs Monate nicht besetzt. Damit steige der Arbeitsdruck auf die Mitarbeiter weiter.

Die Zunahme der psychischen Erkrankungen sei kein Phänomen der Stadtverwaltung, sondern ein Thema in der gesamten Bevölkerung. Und die Entwicklung setze sich fort. „In den nächsten Jahren ist keine Entspannung zu erwarten“, so Güdden.

Stephan Sillekens (CDU) mahnte, externen Sachverstand zu nutzen, um vorbeugend tätig zu werden. Er setzte sich auch für sportliche Angebote und eine Verbesserung der Arbeitsplätze ein. Die Erkrankungen hätten auch familiäre Gründe, sagte Manuel Garcia Lima (SPD).

„Die Zahlen sind erschreckend“, betonte Martina Maaßen (Grüne). Sie vermisste die Wertschätzung und den Respekt der Verwaltungsspitze gegenüber den Mitarbeitern. Als Beispiele nannte sie die Ausschreibung für einen zweiten Pressesprecher („obwohl wir schon einen hatten“) und die Diskussion über die Überstunden der hauptamtlichen Feuerwehrkräfte. Sie setzte sich für eine Befragung der Mitarbeiter ein.

Negativer Stress sei keine Motivation für die Mitarbeiter, erklärte Werner Dingel (FDP), und Hans-Willi Pertenbreiter (FürVie) forderte eine Vereinfachung der Arbeitsabläufe.

Bürgermeister Thönnessen räumte ein, nicht alles richtig gemacht zu haben. Er nehme die Kritik sehr ernst. Ein Coaching für Führungskräfte sei allerdings teuer. Er stellte immer neue Aufgaben für die Verwaltung in Frage. Thönnessen wird das Gespräch mit dem Personalrat suchen und externe Hilfe in Anspruch nehmen. „Arbeitsprozesse müssen verschlankt werden“, so Thönnessen.

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