Netzwerk für junge Mütter

Isabelle S. war 20 Jahre alt, als sie schwanger wurde. Sie wandte sich an Nicole Henneböhl.

Viersen. Der kleine Junge im Buggy kräht vergnügt vor sich hin. Die junge Frau, die den Wagen schiebt, lächelt und streichelt sein Gesichtchen.

Eine ganz normale Mutter und ein ganz normales Kind und doch hat es etwas besonderes mit den beiden auf sich: Isabelle S. gehört zu den so genannten Teenagermüttern, denn sie war gerade einmal 20 Jahre jung, als sie erfuhr, dass sie schwanger war.

"Ich ging noch zur Berufsschule, um mein Fach-Abi zu machen, lebte aber schon alleine, weil ich mich mit meiner Mutter nicht verstand", erzählt die heute 22-Jährige. "Dazu kam, dass sich der Vater meines Kindes verabschiedete, als ich ihm meine Schwangerschaft mitteilte."

Für sie brach eine Welt zusammen. Bei der Beratungsstelle von "Donum Vitae" erhielt sie unter anderem einen Flyer mit der Adresse der städtischen Fachstelle für junge Mütter, geleitet von der Sozialpädagogin Nicole Henneböhl. "Ich kannte Nicole bereits von ihrer vorherigen Arbeit als Streetworkerin: Sie hatte mir mit meiner eigenen Wohnung und allem geholfen. Sie wusste direkt, wer ich war, als ich anrief", sagt Isabelle S..

Gemeinsam überlegte man, wie die Sache angegangen werden konnte, denn dass Isabelle S. das Kind behalten wollte, war klar. Sie besuchte so unter anderem den speziell für junge Mütter geschaffenen Geburtsvorbereitungskurs.

"Ich hätte mir nicht vorstellen können in einen normalen Kurs zu gehen, wo ältere Frauen und ihre Männer sich gemeinsam auf die Geburt vorbereiten. Ich hätte immer das Gefühl gehabt, scheel angeguckt zu werden. Sich mit Gleichaltrigen auszutauschen, war mir viel angenehmer", sagt die Viersenerin.

Sie ging weiter zur Schule und fehlte nur innerhalb der wenigen Mutterschutzwochen. Mit Hilfe der Fachstelle für junge Mütter und dem Netzwerk, das sich rund um die Teenagermütter im Alter von 14 bis 21 Jahren gebildet hat, organisierte sie ihren Tagesablauf - dank Tagesmütterbetreuung -, um das Fach-Abitur zu machen.

"Mit der Lehrstelle hat es nun auch geklappt. Im Sommer fange ich eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau an." Ihr Sohn, der schon über ein Jahr alt ist, "hat schon einen Kindergartenplatz für Kids unter drei Jahren", sagt sie mit hörbarer Freude.

Aber nicht nur sie strahlt. Mit ihr freut sich Helferin Henneböhl. "Hier zeigt sich, wie unser Netzwerk greift. Ich denke, wir haben in Viersen ein ganz besonderes System geschaffen, um jungen Müttern zu helfen", sagt die Diplompädagogin.

Was aus der Streetworkarbeit heraus gewachsen ist, kann sich heute sehen lassen: Unter dem Arbeitskreis "Probe" (Prophylaxe und Begleitung für junge Mütter) haben sich verschiedene Institutionen, die in diesem Bereich tätig sind, zusammengeschlossen. Schnittstelle ist die städtische Fachstelle für junge Mütter.

Ob gemeinsame Behördengänge, Hilfe beim Finden von Tagesmüttern, Kindergartenplätzen oder bei anderen Dingen - das Viersener Netzwerk läuft und macht es jungen Frauen möglich, ihre Kinder zu bekommen und aufzuziehen.

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