Moers: Das Comeback der Puppenspieler

Comedy: Von Slapstick bis Wortwitz reicht die Palette beim ältesten deutschen Humor-Festival in Moers.

Moers. Wer das Moerser Comedy Arts-Festival besucht, weiß, worauf er sich einlässt. Eingefleischte Fans des ungewöhnlichen Humors vertrauen eben keiner Wettervorhersage. Mag es an einem Augustwochenende noch so nasskalt sein, das Programm in der Open Air-Arena lockt nach dem Motto "In Moers gibt es keinen trockenen Humor" die Besucher an. Wobei es in diesem Jahr sicherlich ein paar Gäste mehr hätten sein dürfen, um den Erfolg der 34. Ausgabe des dienstältesten deutschen Comedy-Festivals abzurunden.

Schon Herbert Knebel hatte es zum Auftakt erkannt: "Kaum ist der Kachelmann auf freiem Fuß, da wird das Wetter sch..." Der Kohlenpott-Rentner mit Moerser Wurzeln präsentierte sich wie gewöhnlich: alltägliche Probleme löst er auf seine Art. Wenn er im Internet eine Lösung seiner Blasenprobleme sucht und auf Erotikseiten landet, dann "muss Google wat falsch verstanden haben." Und weil er seinen Gitarristen Ozzy Ostermann mitgebracht hatte, gab es auch noch einen hüftenschüttelnden "Knebel on the rocks".

Weitaus jünger und gelenkiger hingegen die vier Akteure von "Los2Play" aus Spanien. Die Bodenakrobatik gemischt mit Slapstick war Perfektion, die man beim Duo "Stickleback Plasticus" vermisste. Ihr britischer Humor ließ nicht den Funken überspringen, den das kanadische Duo "Strange Comedy" hingegen intensiver versprühte. Doch das war nichts gegen das Tempo von Raymond Crowe. Seinen Kombinationen aus alten Gauklertricks, Zaubereien und Bauchredner-Kunst setzte er mit einer perfekten Schattenspiel-Nummer die komödiantische Krone auf. Dem begeisterten Publikum wurde deutlich, warum er sich "The Unusualist" nennt und in Las Vegas mit Standing Ovations gefeiert wurde.

Wer glaubte, dass Puppenspiel antiquiert und verstaubt sei, musste sich auf dem Comedy Arts eines Besseren belehren lassen. Francisco Obregon aus Chile verzauberte die Zuschauer mit einem fabelhaften Wesen. Leider störte dabei die Distanz zwischen Bühne und Publikum. Die Echse hingegen, hinter der der Berliner Michael Hatzius steckt, philosophierte von der Bühne herab. Als Wechselblüter ("Ich stehe also auf Frauen und Männer") mit 2000 Jahre Lebenserfahrung gründete er das erste Amphibientheater mit Aristoteles, machte Bekanntschaft mit dem Sonderling Jesus und war hautnah bei den Hexenverbrennungen dabei. Für soviel Weisheit gab es stehende Ovationen.

Überhaupt war in diesem Jahr viel Wortwitz angesagt. Musikalisch unterlegt wie bei Nils Heinrich, dem Preisträger 2010 des "Schwarzen Schafs vom Niederrhein", oder dem niederländischen A-Cappella-Quartett "iNtrmzzo", die Filmsongs auf ihre Art interpretierten. Und auch Christian Hölbing alias Helfried grantelte sich mit österreichischem Charme in die Herzen der frierenden Zuschauer.

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