Mittelstand will Wirtschaftsexperten Meyer im Bundestag sehen

Laurenz Meyer kam zu den Mittelständlern des Kreises nach Schwalmtal. Der CDU-Mann fand markige Worte zur Krise.

Schwalmtal. Ein bisschen voller hätte es ruhig werden können in der Lüttelforster Mühle. Denn immerhin war es der Mittelstandsvereinigung gelungen, den Wirtschaftsexperten der CDU, Laurenz Meyer, für ein Referat zu gewinnen. Rund 30 Politiker und Mittelständler waren gekommen, um den ehemaligen Generalsekretär der Partei sprechen zu hören.

Vorab sprach der Kreisvorsitzende der Mittelständler, Günter Stammes, Meyer die Unterstützung aus. Der Hintergrund: Der CDU-Landesvorstand hat Meyer für die wichtige Landesreserveliste zur Bundestagswahl nur auf Platz 35 gesetzt. Damit wäre Meyer mit Bestimmtheit nicht mehr im nächsten Bundestag vertreten. "Wir haben bereits kundgetan, dass wir großen Wert darauf legen, dass Sie wieder dabei sind", sagte Stammes. "Bitte treten Sie an, um einen sicheren Listenplatz zu bekommen." Er wisse die aufmunternden Worte zu schätzen, entgegnete Meyer, könne aber noch nicht sagen, ob er sich danach richten werde. "Wenn die CDU meint, genügend Wirtschaftskompetenz an Bord zu haben, dann sollte man das akzeptieren."

Zum Thema Wirtschaftskrise erlebten die Zuhörer dann aber wieder den engagierten, wortgewandten Meyer, den sie erwartet hatten. In nur drei Jahren habe sich Deutschland nach der Ära Schröder "vom Schlusslicht zur Lokomotive" in Sachen Wirtschaft in Europa entwickelt. Viele Teilbereiche der Wirtschaft habe die Krise noch gar nicht erreicht. "Und wir müssen alles tun, damit möglichst viele nicht erfasst werden", sagte Meyer.

Die Abwrackprämie habe er für Blödsinn gehalten, aber sie funktioniere. "Die Deutschen sind ein Volk von Sparern. Wenn es ein Schnäppchen zu machen gibt, sind sie dabei." In seinen Augen wären Steuer- und Abgabensenkungen das wirkungsvollste Mittel, die Konjunktur anzukurbeln. "Mehr Netto für den Facharbeiter, die Krankenschwester und den Polizisten", forderte er. "Wir beschäftigen uns viel zu sehr mit der Situation von Transferleistungsempfängern und zu wenig mit der Situation von Normalverdienern." Eine Familie mit zwei Kindern habe bei Arbeitslosengeld II 1900 Euro netto. "Die muss ein Facharbeiter erstmal verdienen."

Für die Banken forderte er internationale Regeln, die zumindest von den großen Industrienationen getragen werden sollten. "Und die, die sich gerade bei den Landesbanken oder der IKB an den Spielchen beteiligt haben, anstatt sich um die Finanzierung der regionalen Wirtschaft zu kümmern, sollte man zum Teufel jagen." Markige Worte, tosender Applaus.

Bei Opel sei es nicht die Frage, "ob ich Arbeitsplätze retten soll oder darf", sondern die Frage: "Wie wirkt sich das, was ich tue, in der Branche aus?", die ihn umtreibe. Wenn man einem Unternehmen helfe, treibe das vielleicht ein anderes in den Ruin?

Meyer sieht die Talsohle der Krise noch nicht durchschritten. "Ich denke, das wird irgendwann im Spätsommer der Fall sein." Weil es danach wieder aufwärts gehe, unterstütze er vor allem die Maßnahme Kurzarbeit, weil so Unternehmen und Arbeitnehmer beieinander blieben und schnell wieder durchstarten könnten.

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