Mekka ist ein Geschenk

Fuat und Gödül Arslan nehmen die Mühen einer Pilgerfahrt vom Niederrhein ins Saudi-Arabische Mekka auf sich.

Viersen. Was für die Christen Rom und Jerusalem, für die Muslime ist das Mekka. Für gläubige Muslime, die es sich leisten können und gesund sind, ist der Besuch dort Pflicht. Fuat Arslan und Ehefrau Gödül aus Viersen haben die Haddsch, die Große Pilgerfahrt, schon zum zweiten Mal unternommen. Dafür haben sie nicht viel Zeit. Sie muss vom achten bis zwölften Tag eines bestimmten Monats des Mondkalenders stattfinden. Bei uns Dezember/Januar. Die Arslans jedoch waren mit Türkisch-Airlines schon 14 Tage vor Beginn der eigentlichen Pilgerfahrt nach Saudi-Arabien geflogen. Die Zeit haben sie mit intensivem Beten verbracht. Zwar hat Arslan die Erlaubnis seines Arbeitgebers, auch während der Arbeit als Betriebsleiter bei der Dülkener Eisengießerei Güsken zu beten, "aber manchmal hat man nur sechs Minuten oder gar keine", erklärt Arslan. In Mekka hatten die beiden Viersener Zeit, in aller Ausführlichkeit zu beten. Außerdem haben sie drei bis viermal täglich die Kaaba umrundet. Jede "Tawaf", Umrundung, bedeutet, dass sie den heiligen Stein siebenmal umschritten. "100 000 Menschen tun das gemeinsam", erzählt Arslan. "Schulter an Schulter" stelle sich ein beängstigendes Gefühl ein. "Meine Frau ging hinter mir und hielt sich an meinem Gürtel fest." Fallen dürfe man nicht. Noch im Januar 2006 hatte es eine Massenpanik gegeben, bei der mehr als 300 Pilger starben. "So eine Tawaf dauert mehr als eine Stunde", sagt Arslan. "Das machen wir nur, wenn wir uns gut fühlen." Zur Hadsch kamen etwa drei Millionen Pilger zusammen. Zunächst bekommen die Männer ihr weißes Pilgergewand, bestehend aus zwei weißen Tüchern, "so wie wir ins Grab gehen werden." Omnibusse bringen sie zum Berg Arafat, den sie zu Fuß besteigen. Hier geht es um Vergebung. Am anderen Tag geht es nach Mina, wo symbolisch die Steinigung des Teufels vollzogen wird. "Die Steine sind so groß wie Kichererbsen", beschreibt Arslan. Am folgenden Tag ist das Opferfest, das von allen Musilimen weltweit begangen wird. Die Arslans fuhren anschließend noch nach Medina, wo der Prophet Mohammed begraben ist. Vier Wochen waren die Viersener unterwegs.Gebucht haben die Mekka-Pilger ihre Reise über das Islamische Zentrum in Köln. 2200 Euro kostet sie pro Person mit Flug und Halbpension. Außerdem musste Arslan für den Fall, dass ihm etwas passiert, Geld für seine Tochter (19) hinterlegen, die als Studentin finanziell von ihm abhängig ist. Doch für ihn ist es ein Geschenk, dass er sich Mekka leisten kann. FUAT ARSALAN und die HADDSCH Herkunft: Fuat Arslan wurde 1952 in Kapadokia/Mittelanatolien geboren. Er ist deutscher Staatsbürger. Familie: 1976 kam er nach Viersen. Er war schon verheiratet und Vater eines Sohnes. Die zweite Tochter wurde 1977 in Viersen geboren, die dritte 1986. Alle Kinder haben studiert oder studieren noch. Seine Frau trägt Kopftuch, Kinder und Schwiegertochter nicht. Betriebsleiter: Bei der Dülkener Eisengießerei Güsken fing Arslan als Hilfsarbeiter an. Heute ist er Betriebsleiter. UNION: Er ist Vorsitzender der Türkisch Islamischen Union in Viersen. Pilgerreise: Mit seiner Frau Gödül unternahm er seine zweite Pilgerreise nach Mekka und Medina. Haddschi: Der Ehrentitel wird jedem Muslim verliehen, der in Mekka war. Mekka liegt in Saudi-Arabien, 80 Kilometer vom Roten Meer entfernt. Mohammed, Religionsstifter des Islam, wurde dort 571 geboren. 610 erschien ihm Erzengel Gabriel und beauftragte ihn, die Religion zu verkünden.

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