Madrid/ Viersen: Sohnemann Eugen kommt zum Fest

Weil er bei Borussia Mönchengladbach keine Perspektive mehr sah, ging Eugen Polanski nach Spanien. Weihnachten feiert der Viersener aber bei der Familie – mit Früchtesuppe und Karpfen.

Madrid/ Viersen. Für Roswitha Polanski wird es ein ganz besonderes Weihnachtsfest. Obwohl es eigentlich wie immer ist: Die Kinder sind da, es gibt polnisches Essen und alle sind froh, sich zu haben.

Und doch ist es besonders, weil Sohnemann Eugen diesmal aus Spanien nach Hause kommt und nicht mal eben von seiner Wohnung in Mönchengladbach nach Viersen fährt. "Wir freuen uns unheimlich", sagt Mutter Polanski.

Seit einem halben Jahr spielt Fußball-Profi Eugen Polanski nun in der Ferne. Beim FC Getafe, dem Klub aus der Madrider Vorstadt, bei dem Bernd Schuster vor zwei Jahren als Trainer für Schlagzeilen sorgte.

Polanski hat sich, weitestgehend unbeachtet von der deutschen Fachpresse, zum Stammspieler in der spanischen Ehrendivision gemausert. "Auch wenn man erst nach einem Jahr eine Bilanz ziehen kann, läuft es derzeit sportlich ganz gut", sagt er.

In Getafe hat er sich gut eingelebt. Schneller als er selbst gedacht hätte. Geholfen haben dabei erste Spanisch-Kenntnisse aus der Schule und Freundin Karolina, die mit vor die Tore Madrids gezogen ist.

"Auch im Klub waren alle überrascht, wie schnell das mit dem Spanisch klappte", sagt der Fußballer, gibt aber auch zu, noch den einen oder anderen Grammatik-Fehler zu machen. "Aber ich kann mich verständigen."

An Weihnachten nach Hause zu kommen, ist für ihn diesmal auch etwas anderes. "Ich freue mich total, Familie und Freunde in Viersen wiederzusehen", sagt einer der sportlich erfolgreichsten Söhne der Stadt.

Bei Mama Polanski hat er sich auch schon mal vorab versichert, dass an den Familientraditionen nicht gerüttelt wird. "Er hat schon gefragt, ob es das zu essen gibt, was wir an Weihnachten immer haben", erzählt Roswitha Polanski.

Und sie konnte ihren Sohn beruhigen. Es gibt wie immer ein polnisches Weihnachtsessen: Früchtesuppe mit Nüssen und Datteln, ein Mohngericht und als Hauptgang Karpfen. Verfeinert wird das ganze eventuell von Eugens Mitbringseln aus Getafe: "Ich habe spanischen Schinken, Wein und Käse mitgebracht." Es wird also ein spanisch-polnisches Weihnachten in Viersen geben.

Obwohl der 22-Jährige "voll hinter der Entscheidung" für Getafe steht, ist der Kontakt in die Heimat nie abgebrochen, auch nicht der zur Mönchengladbacher Borussia, wo er unter Ex-Trainer Jos Luhukay im Sommer keine Perspektive mehr sah.

"Ich habe 15 Jahre dort gespielt. Das vergisst man nicht einfach", sagt er. Und er gibt zu, dass der Blick auf die Bundesliga-Tabelle ihm weh tue. "Vor allem die Fans haben diesen letzten Platz nicht verdient."

Noch hat niemand von Borussia bei ihm angerufen und gefragt, ob er nicht helfen wolle. Aber Polanski sagt: "Wenn Borussia anruft, würde ich sofort kommen." Ein Satz direkt aus seinem Herzen, doch dann schaltet sich die Vernunft wieder ein: "Ich muss auch an mich denken, in Getafe läuft es ja gut."

Jetzt heißt es sowieso erst einmal, Weihnachten zu genießen. Die räumliche Trennung bekommen die Polanskis in den Griff: "Nächstes Mal fahren wir wieder nach Spanien", sagt Mutter Roswitha, der ihr Junge jetzt schon fehlt. "Irgendwie meistern wir das."

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