Weniger Rückstände im Abwasser Schwalmtalwerke investieren 4,6 Millionen in Kläranlage

Kreis Viersen. · Das Klärwerk am Kranenbach wird mit neuer Technik ausgestattet. Der Niersverband will in Nettetal erneuern.

 Die Schwalmtalwerke wollen ihre Kläranlage aufrüsten: Für 4,6 Millionen Euro soll ab 2021 eine vierte Reinigungsstufe gebaut werden.

Die Schwalmtalwerke wollen ihre Kläranlage aufrüsten: Für 4,6 Millionen Euro soll ab 2021 eine vierte Reinigungsstufe gebaut werden.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Die Schwalmtalwerke AöR planen eine Millionen-Investition in ihre Kläranlage am Kranenbach. Dorthin sollen rund 4,6 Millionen Euro fließen. Mit dem Geld soll das Klärwerk um eine vierte Reinigungsstufe erweitert werden, gebaut wird am nördlichen Rand des Klärwerks.  „Unser Vorbild ist eine Anlage in Weißenburg“, erläutert Dirk Lankes, Vorstand der Schwalmtalwerke. Diese habe er mit einem Kollegen besucht. Sie sei von der Größe und Bauart mit den Anforderungen für Schwalmtal vergleichbar. Mit dieser Investition gehören die Schwalmtaler zu den Vorreitern in NRW.

Warum die Schwalmtalwerke investieren: „Durch die neue Reinigungsstufe können wir besser Mikrostoffe aus dem Wasser entfernen“, erläutert Lankes. Dazu zählt er neben Pestiziden Spuren von Medikamenten (etwa Hormone aus der Antibabypille oder Blutdruck senkenden Mitteln) und Röntgenkontrastmitteln, Rückstände von Spülmaschinenreinigern. Dabei handele es sich um Rückstände in der Größenordnung „von drei Stück Würfelzucker im Bodensee“, so Lankes. Das Ziel ist die Reinigung von mehr als 70 Prozent der jährlichen Abwassermenge.

Die geringe Menge der Rückstände habe  unterschiedliche Messwerte geliefert. So hätten die Schwalmtalwerke das Wasser vor und nach der Kläranlage auf Rückstände analysieren lassen. Die Proben, die nach der Einleitung des Wassers gezogen und in zwei Laboren untersucht wurden, waren belastet, allerdings unterschiedlich hoch.

Weniger Mikrostoffe durch
vierte Reinigungsstufe

Bei der neuen Reinigungsstufe für die Kläranlage in Schwalmtal gibt es zunächst einen Pumpensumpf, aus dem das Wasser acht Meter hoch gepumpt werden muss. „Bei dem Prototyp der Anlage war es möglich, diese in die Erde zu bauen. Dies ist aufgrund der Geländebeschaffenheit bei uns nicht möglich“, erläutert der Geschäftsführer der Schwalmtalwerke. Deshalb müssen mit zusätzlichem Energieaufwand Pumpen eingesetzt werden.

In einer zweiten Stufe wird das Wasser mit Ozon behandelt. Das Sauerstoffisotop wird in einem Reaktor hergestellt, der mit Sauerstoff aus einem 20 000 Liter großen Tank gespeist wird.

„Durch Ozon zersetzen sich die Rückstände“, erläutert Lankes. In einem dritten Schritt entfernen zwölf biologische Filter die entstandenen Abbauprodukte. Dabei könne auch Mikroplastik entfernt werden. Um den zusätzlichen Strombedarf zu decken, ist ein Erdgas- Blockheizkraftwerk geplant. Dessen Abwärme wird genutzt, um den Ozonreaktor zu kühlen.

Positiv für die Schwalmtalwerke: Sie tragen bei der Millionen-Investition nur 30 Prozent der Kosten (1,4 Millionen Euro). Die Bezirksregierung fördert das Vorhaben mit 70 Prozent. „Der Zeitpunkt ist für uns günstig. Wir sind nicht gezwungen zu handeln, können aber die hohe Förderung nutzen“, sagt Dirk Lankes. Deshalb habe man sich jetzt zu diesem Schritt entschlossen. In den letzten drei Monaten des Jahres 2019 werde man sich um die Genehmigungen kümmern, bis Ende 2020 werden die Aufträge vergeben. Baustart ist Anfang 2021. Die neue Reinigungsstufe wird  voraussichtlich im Frühjahr 2022 laufen.

Auch beim Niersverband  werden zweistellige Millionenbeträge in die Kläranlage an der Nette in Nettetal-Breyell investiert. Er betreibt 18 Kläranlagen, darunter in Viersen-Dülken, Nettetal, Brüggen und Grefrath im Kreis Viersen. „Dabei  ist geplant, die sanierungsbedürftige Anlage als Pilotanlage  zu einer der modernsten Kläranlagen Europas auszubauen, falls dies vom Land gefördert würde“, so  Sprecherin Margit Heinz. In zusätzlichen Reinigungsstufen könnten dann neben Spurenstoffen auch multiresistente Keime und Mikroplastik weitergehend entfernt werden. Die Kostenschätzung liegt bei rund 70 bis 75 Millionen Euro. Baustart wird nicht vor dem Jahr 2023 sein.

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