Kabarett-Preis für Heinrich: Spitzen wider den Zeitgeist

Nils Heinrich ist Gewinner des Kabarettpreises.

Niederrhein. Der Gewinner des Kabarettpreises "Das schwarze Schaf" 2010 steht fest. Hauptjuror Harald Schmidt gratulierte auf der Bühne des ausverkauften Theaters am Marientor in Duisburg am Samstagabend Nils Heinrich zu der mit 6000 Euro dotierten Auszeichnung. Im Finale hatte sich Heinrich gegen fünf Mitbewerber durchsetzen können. Jury und Publikum waren sich in der Wahl des Siegers einig.

70 Künstler beziehungsweise Ensembles hatten sich um die Auszeichnung beworben. 16 davon wurden zur Vorrunde zugelassen, die sich über acht Abende in den Städten Emmerich, Wesel, Moers und Krefeld verteilte. Dabei wurden dann von Städtejurys die sechs Finalisten ausgesucht.

Hanns Dieter Hüsch (1925-2005) höchstselbst - das personifizierte schwarze Schaf vom Niederrhein - hat den Preis 1999 ins Leben gerufen. Dieses Jahr erlebte der Wettbewerb seine sechste Auflage. Matthias Brodowy, Gewinner des ersten Wettbewerbs, moderierte jetzt gewitzt das Finale. In der siebenköpfigen Endjury war neben Harald Schmidt zum Beispiel auch noch Bill Mockridge, Gründer des Kabaretts Springmaus, vertreten.

"Duisburg sucht den Superossi", brüllte Heinrich zu Beginn seines Auftritts ins Publikum, das hätte in der Tat das unfreiwillige Motto des Abends sein können. Denn bis auf einen stammten alle Finalisten aus den neuen Bundesländern. Lediglich Uli Masuth vertrat als gebürtiger Rheinhausener die hiesigen Breiten.

Politische Beiträge sind ausdrücklich erwünscht, von daher fiel der dritte Preis (2000Euro) überraschend an Michael Sens. Der studierte Musiker langweilte zunächst mit einer Lindenberg-Parodie, überzeugte dann aber mit einem Parforceritt durch die Klaviergeschichte als Begleitung für den Kommentar zu einem fiktiven Fußballmatch unter Komponisten.

Joachim Zawischa hingegen macht eindeutig politisches Kabarett, vielleicht ein wenig zu rüde. Er erhielt den zweiten Preis (4000 Euro), obwohl er dem jüngst verstorbenen polnischen Präsidenten Lech Kaczynski keineswegs Totenruhe gönnte und auch die katholische Kirche im Zusammenhang mit den Missbrauchsskandalen derbe anging.

Heinrich schließlich, der auch bei der Publikumsabstimmung eindeutig vorne lag, überzeugte am meisten mit einer wohldosierten Mischung aus satirischem Rückblick auf die DDR und fein beobachteten Spitzen gegen den gesamtdeutschen Zeitgeist.

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