Interview Cigdem Bern „Sucht verläuft unterschwellig“

Interview Jugenddezernentin Cigdem Bern über Spielsucht und Hilfsangebote.

  Beigeordnete Cigdem Bern.

Beigeordnete Cigdem Bern.

Foto: Martin Röse

Sind Spielekonsolen und Computerspiele in der
aktuellen Situation eher Fluch oder Segen?

Cigdem Bern: Computerspiele und Mediennutzung sind nicht an sich Fluch oder Segen. Viele Kinder nutzen aktuell gerade schulische Angebote online, was zu begrüßen ist. Es gilt, das Maß zu bewahren. Computerspiele, Handy und Konsole sind Teil unserer Kultur. Der Umgang damit ist für Kinder und Jugendliche alltäglicher als für die Eltern-Generation. Die Herausforderung besteht darin, Kinder und Jugendlichen im kompetenten Umgang mit Tablet, Smartphone und ähnlichen Medien zu unterstützen.

Wie erkennen Eltern, ob
ihr Kind spielsüchtig oder
suchtgefährdet ist?

Bern: Eine Sucht beginnt in der Regel schleichend und verläuft zunächst als unterschwelliger Prozess. Häufig zeigen sich Auswirkungen auf Sozialkontakte, Konzentration und Stimmung des Kindes. Hinweise ernstnehmen, exzessives Spiel eindämmen, Regeln vereinbaren und konsequentes Verhalten scheinen gute Berater für Eltern. Bezogen auf die aktuelle Situation ist entscheidend, wie das Spielverhalten bisher war, welche Verhaltensalternativen bestanden und wieder bestehen werden. Im Zweifel sollten Eltern eine Fachstelle konsultieren.

Wie sollten Eltern dann
reagieren, und wo finden
sie Hilfe?

Bern: Hilfreich kann sein, nicht direkt zu bewerten, sondern zunächst zu beobachten, die eigene Sensibilität zu erhöhen. Das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kind sollte erhalten bleiben. Zeit für Gespräche und gemeinsame Aktivitäten sind wichtig. Wirksamer als Verbote können positive Angebote sein. Eltern könnten bezogen auf Medienkompetenz ein Vorbild sein. Hier finden Sie in Viersen Ansprechpersonen: Kontakt-Rat-Hilfe, Kreuzherrenstraße 17-19, Telefon 02162/95110, E-Mail: [email protected]. Oder bei der Stadt Viersen, Fachbereich Kinder, Jugend und Familie, Tönisvorster Straße 24, Tel. 02162/1010, E-Mail: [email protected] Und allgemein: „Nummer gegen Kummer“, das Kinder- und Jugendtelefon: 116111; für Mütter, Väter oder Großeltern und anderen Erziehende sowie Fachkräfte: Elterntelefon: 0800/1110550.

Was können Eltern
präventiv tun?

Bern: Eltern können die Medienkompetenz ihrer Kinder stärken. Seien Sie mit Ihrem Kind gemeinsam in der medialen Welt aktiv und lernen Sie mit ihm. Sozial und emotional starke Kinder sind weniger anfällig für Störeinflüsse.

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