Kreis Viersen Kreis erklärt Strategie gegen Ärztemangel

Kreis Viersen. · 14,5 Hausärzte fehlen im Kreis Viersen. Um eine eigene Praxis attraktiver zu machen, gibt es mehrere Ansätze.

 Offene Ärztestellen sind bundesweit ein Problem. Im Kreis sind vor allem die Städte Viersen und Willich betroffen.

Offene Ärztestellen sind bundesweit ein Problem. Im Kreis sind vor allem die Städte Viersen und Willich betroffen.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Der Mangel an Hausärzten außerhalb der großen Städte ist bundesweit spürbar – auch im Kreis Viersen. Dort sind aktuell 14,5 Praxisstellen nicht besetzt. Besonders betroffen ist die Stadt Viersen, wo fünfeinhalb Hausärzte fehlen. Stand 16. September fehlten auch in Willich viereinhalb Hausärzte, in Nettetal/Brüggen zwei. Diese Fehlzahlen hat die Kassenärztliche Vereinigung ermittelt. Die Situation kann sich noch verschärfen, wenn weitere ältere Ärzte in den Ruhestand gehen und keinen Nachfolger für ihre Praxis finden.

Der Kreis Viersen hat sich auf den Weg gemacht, auch eigene Strategien zu entwickeln, um die ambulante gesundheitliche Versorgung im Kreisgebiet sicherzustellen. Damit will der Kreis die Maßnahmen des Landes und der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein ergänzen.

Fachtagung bot Ärzten Gelegenheit zur Information

Im Forum des Kreishauses richtete der Kreis jetzt eine Fachtagung zum Thema „Diagnose Hausarztmangel – Wege zur Sicherung der ambulanten medizinischen Versorgung im Kreis Viersen“ aus. Zahlreiche Vertreter der Ärzteschaft, medizinischer Fachberufe sowie aus Politik und Verwaltung nutzten die Gelegenheit, um sich über den aktuellen Stand, Prognosen und Maßnahmen des Landes und der Kassenärztlichen Vereinigung zu informieren. Über allem stand die Frage, wie man junge Ärzte für eine Praxis auf dem Land gewinnen kann. Aber es ging auch um die Frage, wie mit einer geringeren Zahl an Hausärzten die ambulante gesundheitliche Versorgung im Kreis Viersen sichergestellt werden kann.

Dazu gab es Beispiele aus anderen Regionen, die als Impulse oder Denkanstöße in die politische Diskussion aufgenommen werden sollen. So stellte Thomas Aßmann, Hausarzt aus Lindlar und Geschäftsführer der TAG TeleArzt, die Möglichkeiten der Telemedizin zur Entlastung der Hausärzte vor. Michael Jager, Allgemeinmediziner und Vorstandsvorsitzender der Eifler Ärzte, erläuterte das Genossenschaftsmodell der Medicus Eifler Ärzte. Durch den Zusammenschluss ländlicher Hausarztpraxen zu einer Genossenschaft wird die Zusammenarbeit der örtlichen Praxen untereinander gestärkt: Junge Ärzte sind bei der Genossenschaft angestellt und in ländlichen Praxen eingesetzt, ohne viel Kapital für eine eigene Praxis aufnehmen zu müssen. Anne Gebert vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung referierte über das Projekt Gemeindeschwester plus in Rheinland-Pfalz.

Kreis plant 24 000 Euro für die Praxisgründungs-Förderung ein

Eine Arbeitsgruppe beim Kreis hat bereits erste Maßnahmen vorgeschlagen: Bei der Weiterbildung für Ärzte soll stärker auf die universitären Lehrpraxen im Kreis aufmerksam gemacht werden. Beim Hospitationsmodell wird niederlassungswilligen Ärzten ein Anreiz zur Suche nach einer Praxis im Kreisgebiet gegeben. Dafür will der Kreis ein Budget von 24 000 Euro in den Haushalt einstellen. Der Hospitant soll 2000 Euro je Woche für höchstens vier Wochen erhalten.

Die Kassenärztliche Vereinigung lädt zu Landpartien, bei denen Ärzten Landschaft und Sehenswürdigkeiten der Region nähergebracht werden sollen. Schon jetzt sollen auf der Internetseite des Kreises relevante Informationen zu Schulen, Kitas und Freizeitangeboten zu finden sein. hb

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort