Ikonen: Heiligenscheine als Hobby

Die Malkunst ist inzwischen auch am Niederrhein angekommen.

Niederrhein. "Führe meine Hand, dass ich würdig und vollkommen dein Bild und aller deiner Heiligen beschreiben kann zu deinem Ruhme" - so heißt es in einem Gebet für Ikonenmaler. Seinen Anfang nahm alles in Byzanz, ab dem vierten Jahrhundert beschäftigte man sich in Russland damit. Jetzt ist die Kunst des Ikonenmalens auch in Kevelaer angelangt.

Eher zufällig, wie Hans Rommen berichtet: "Ich bin damals in den 90ern sehr oft auf Schloss Hofberg bei Landshut gewesen, einer Hochburg für die Ikonenkunst, und habe da mein Interesse für die heiligen Abbildungen entwickelt - ich hatte auch selbst mit dem Malen begonnen."

Doch nachdem der 70-Jährige an die sieben Male die weite Strecke vom Niederrhein nach Bayern gefahren war, um sein Hobby auszuüben, überlegte er sich, einen Malkurs nach Kevelaer zu holen. Helga Engelke, Lehrerin auf dem Gebiet dieser Kunst, war von der Idee sofort begeistert und willigte ein, die Kurse zu leiten.

Nun trifft sich eine eingeschworene Gruppe von Hobbymalern eine Woche lang auf dem Bauernhof von Dorothe und Josef Holland in Twisteden. Hier lernen die zehn Teilnehmer die hohe Kunst der Ikonenmalerei sozusagen von der Pike auf.

Sie müssen selbst die Pigmentfarben in einer konservierenden Eigelb-Emulsion anrühren. Dann zeichnen sie die Konturen der Heiligen auf harzfreien, trockenen Holzrahmen vor und fangen an die groben Strukturen, etwa Kleider, auszumalen. "Dabei müssen die Maler Farbe schichten und sich somit selbst die Ikone erschließen", sagt die Lehrerin aus Paderborn.

Aus feinem Blattgold wird die Glanzvergoldung hergestellt, womit ihre Schüler den Heiligenschein, den so genannten Nimbus, gestalten. "Zum Schluss erst zeichnen dann alle das Gesicht, das ist ja am schwierigsten", sagt Helga Engelke. Da muss sie auch am meisten nachbessern, denn gerade hier machen ungeübte Künstler noch die meisten Fehler.

Nach dem Trocknen werden die Ikonen geweiht, so wie vor kurzem geschehen in St. Antonius in Kevelaer. "Bis zur Weihe sind sie frei handelbar, danach darf man sie dann nicht mehr verkaufen", sagt Hans Rommen.

Und die Vielfalt der Motive setzt den Teilnehmern, die sogar aus den Niederlanden, Belgien und Berlin nach Twisteden gereist sind, so gut wie keine Grenzen: Die Erzengel Gabriel und Michael, der Heilige Nikolaus sowie die Muttergottes und die Heilige Familie stehen an oberster Stelle. Aber auch ein Wappen ist erkennbar. "Das ist ein Gastgeschenk für unsere Partnergemeinde Edmundsbury im nächsten Jahr", verrät Hobby-Maler Hans Rommen.

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