Hollywood-Nebel in Beberich

Test: Um festzustellen, wo es falsche Kanal-Anschlüsse gibt, benutzen die Niederrheinwerke eine kuriose Technik.

Viersen. Universal Studios Hollywood, Scala di Milano, Disneyland Paris, Viersen-Beberich - jawohl, der südliche Stadtteil hat in dieser Reihe weltbekannter Show- und Kulturorte durchaus seine Berechtigung. Zumindest, was den Einsatz von Kunstnebel angeht. Dieser wird, so wirbt der Hersteller, unter anderem bei Filmaufnahmen in Los Angeles oder Opern in Italien benutzt.

In Viersen allerdings geht es nicht um die richtige Atmosphäre für Horror-Gestalten oder Helden-Tenöre, sondern - wenig glamourös - um die Überprüfung von Abwasserkanälen. Hintergrund dieser Tag-und-Nebel-Aktion: "Wir haben festgestellt, dass Fäkalien in offenen Gewässern gelandet sind", erklärt Michael Preuß von den Niederrheinwerken. "Jetzt müssen wir checken, in welchen Häusern die falschen Anschlüsse liegen."

In den städtischen Bereichen, wo es ein so genanntes Trennsystem gibt, müssen Schmutzwasser und Regenwasser separiert abgeleitet werden. Gibt es Fehler in diesem System, können entweder größere Niederschlagsmengen in die Kläranlage gelangen - was unnötige Kosten verursacht -, oder eben menschliche Exkremente in Bäche oder Weiher.

Damit ein möglichst langer Straßenabschnitt in möglichst kurzer Zeit kontrolliert werden kann, bedienen sich Preuß und seine Kollegen einer spektakulär aussehenden Technik: In einem kleinen schwarzen Kasten wird eine grüne Flüssigkeit erhitzt, bis dichte weiße Schwaden aus einer Öffnung kommen. Diese werden von einem tuckernden Benzin-Strom-Aggregat angesogen und dann über ein dickes schwarzes Rohr, das in einer Gullyöffnung mündet, in die Kanalisation geleitet. Das kuriose Gerät kommt von der Gladbacher NVV.

Nur wenige Sekunden später steigt der Nebel wieder an die Oberfläche - durch Abfluss-Öffnungen auf der Straße und am oberen Teil der Rinnen an den Häusern. Das ist der Test für den Regenwasser-Kanal. Dann wird der künstlich erzeugte Nebel abgestellt, kurz pure Luft durchgepumpt und mit der Gegenprobe im Schmutzwasserkanal begonnen.

Nun steigen die ungefährlichen Schwaden aus zahlreichen Dach-Entlüftungen, die ein wenig so aussehen wie der berühmte Schornstein im Vatikan. "Hier scheint es aber viele Päpste zu geben", scherzt Michael Preuß.

In den Fällen, bei denen der Theaterdunst zur falschen Zeit aus der falschen Öffnung kommt, machen die Männer Fotos zur Dokumentation. Die Niederrheinwerke melden sich dann bei den jeweiligen Hauseigentümern, damit diese den Anschluss-Fehler beheben. "Meist gab es einfach eine Verwechslung", erklärt der Niederrheinwerke-Mitarbeiter Martin Pätzold. "Das macht keiner mit Absicht."

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