Hochschule Niederrhein: Suche nach dem Christkind

In der Weihnachtsvorlesung ließen es Jürgen Schram und Thomas Brock wieder heftig knallen.

Niederrhein/Krefeld. Wenn es knallt und blitzt und stinkt im Auditorium Maximum der Hochschule Niederrhein am Krefelder Frankenring, dann steht das Christkind vor der Tür. Diesmal war es bei der traditionellen Weihnachtsvorlesung nicht ganz ernst zu nehmender Art sogar verschwunden und wurde von goldverbrämten Engeln der "Christkind Search Initiative" (CSI) mit halbwissenschaftlicher Gründlichkeit gesucht.

Die Experimente der 14. Ausgabe seit 1996 kamen der Realität bedenklich nahe: Einige klappten nicht. Dafür hatte die Veranstaltung diesmal einen märchenhaften Namen: "Moderne Aspekte der Applaudiditiven Expliarigorik".

Immerhin interessierten sich auch Lehrpersonal und nichtstudentische Besucher der neugierigen Art dafür. Längst hat die Vorlesung Kult-Status. Es klappte schon nicht mit dem Start: Professor Thomas Brock war wegen des Wetters um ein dreifaches "cum tempore" (akademisches Viertelstündchen) zu spät, was die Wartenden nicht davon abhielt, den duftenden Glühwein im Foyer zu genießen. Studenten der Fachschaft Chemie hatten die heißen Töpfe vor dem Eingang zum Audimax aufgebaut.

Zwischen den vielen roten Klaas-Kappen fiel eine blaue auf, die von Professor Achim Eickmeier, der 13 Weihnachtsvorlesungen mitgestaltet hatte: "Nach der Glückszahl habe ich mal mein Burn-out genommen", gestand er, nicht ohne sich Sorgen um die physikalische Versuchsreihe zu machen.

Für ihn trat diesmal Professor Jürgen Schram auf, der Hansdampf in vielen Gassen, der die Suche nach dem verlorenen Christkind hektisch vorantrieb. Ein Haar produzierte grünen Schaum, eine Bodenprobe explodierte, der Weihnachtsmann aus Styropor hielt dem Aceton-Spray nicht stand. Verblüffend war Schrams "lesbares Wasser": Als der künftige Hochschul-Präsident Hans-Hennig von Grünberg auf eine zuvor im Wasser versunkene Getränkedose "light" geschrieben hatte, schwamm sie obenauf. Das Christkind tauchte plötzlich aus der Kulisse auf und landete auf Schrams Arm - Happy End des ersten Teils.

Kontrast belebt: Ruhig und gesetzt, im hochschulfarbenen blauen Frack und schwarzem Zylinder begab sich Thomas Brock mit historischem Hintergrundwissen über früher schon gelegentlich schief gegangene Vorlesungen an seine Reihe in Pyrochemie. Das gefährliche Bier wäre ihm beinahe zum Verhängnis geworden: Brock hatte sich aus Köln eine Flasche Gerstensaft mitgebracht, die beim Vermischen mit bestimmten Kristallen hochgehen sollte.

Als es nicht klappen wollte, erheiterte ein Zuruf aus Reihe 5 des voll besetzten Auditoriums: "Nimm Alt - das knallt." Brock nahm dennoch wieder Kölsch - es knallte auch. Die jüngsten Studentenproteste konnte der Chemiker nicht gemeint haben, als er vorführte, dass Radikale auf Sauerstoff mit heftigen Effekten reagieren.

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