Haushalt: Ausgleich gibt es nur mit Kunstgriff

Die Umlage für die Gemeinden bleibt bei 40 Prozent.

Kreis Viersen. Nicht nur das System, auch die Technik ist neu: "Das ist der Haushalt", sagte Peter Ottmann, der den Entwurf des Zahlenwerks gestern präsentierte. Dabei hielt der Landrat ein etwa daumengroßes Stück Kunststoff in den Farben Rot und Silber in die Höhe. "Kreis Viersen" steht auf dem USB-Stick.

Extrem komprimiert sind genau 988 Din-A4 Seiten auf dem kleinen Datenträger gespeichert. "In echt" ist das ein dicker schwerer Ordner, den Kämmerer Wilhelm Horster unter dem Arm ins Konferenzzimmer des Kreishauses getragen hatte.

Zum ersten Mal wird der Haushalt des Kreises Viersen "doppisch" geführt, das "kamerale" System gehört damit der Vergangenheit an. "Doppik" ist die Abkürzung für "Doppelte Buchführung in Konten". Einnahmen und Ausgaben einzelner Produkte werden so gegengerechnet, dass man genau sehen kann, welche Leistung wie viel kostet und ob sie wirtschaftlich ist.

Der Gegensatz ist die Kameralistik: Diese Art der Buchführung kennt nur kassenwirksame Einnahmen und Ausgaben, aber keinen Effizienzvergleich einzelner Aufgaben. Von einem "neuen Zeitalter", sprach Landrat Ottmann.

Das sind die wichtigsten Zahlen aus dem Plan für das Haushaltsjahr 2009: Der "Gesamtbetrag der Erträge" beläuft sich auf exakt 243 681 467 Euro, der "Gesamtbetrag der Aufwendungen" auf 244 723 781 Euro (größter Posten sind mit 70 Prozent die Sozialausgaben). Zieht man die Aufwendungen von den Erträgen ab, bleibt unter dem Strich ein Minus von mehr als einer Million Euro stehen. Um einen ausgeglichenen Haushalt zu bekommen, muss dieser Betrag ergänzt werden - mit "Zuführung von Eigenkapital", so die Erklärung von Landrat und Kämmerer.

Dieses Kapital (eine reine "Rechengröße", wie es heißt) ergibt sich aus der Differenz von Vermögen (dazu gehört auch das Kreishaus) und Schulden. Ein Drittel des Ergebnisses darf die Verwaltung als Ausgleichsrücklage verwenden: 15 Millionen Euro sind das im Falle des Kreises Viersen. Auf einem Prognose-Diagramm des Kämmerers ist zu sehen, dass man bis 2012 bei unter zwei Millionen angekommen sein könnte: Der Puffer wäre so gut wie verbraucht.

Die Verantwortlichen betonten, dass es nur durch diesen "Verzehr von Eigenkapital" gelungen sei, den Hebesatz der Kreisumlage von 40 Prozent beizubehalten, um "die Gemeinden zu entlasten". Auch der Haushalt des Kreises Viersen stehe unter dem Eindruck des rückgängigen Bruttoinlandsprodukts wegen der Finanzkrise. Durch das Instrument Hebesatz legt der Kreis Kosten auf die kreisangehörigen Städte um.

Der Haushalt wurde am Donnerstagabend auch den Mitgliedern des Kreistags vorgestellt. Sie erhielten allerdings die Papier-Version.

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