Gülle belastet Viersener Wasser

Der VSR-Gewässerschutz beklagt hohe Nitratbelastungen im Grundwasser. Als Ursache wird Überdüngung genannt.

Viersen. Das Trinkwasser von insgesamt 65 privat genutzen Brunnen im Raum Viersen haben Prüfer vom VSR-Gewässerschutz (Verein zum Schutze des Rheins) in den vergangenen zwölf Monaten untersucht. In vielen Fällen hätten die Ergebnisse oberhalb des Grenzwertes für Trinkwasser der Weltgesundheitsorganisation gelegen.

123 Milligramm Nitrat pro Liter wurden danach in einem privat genutzten Brunnen in Beberich gefunden. In Bistart stellte man 119 Milligramm, in Dornbusch 115 Milligramm und in Dülken 103 Milligramm Nitrat pro Liter fest. Auch in Süchteln wurden noch 96 Milligramm gemessen. Der Grenzwert liegt laut VSR bei 50 Milligramm pro Liter. Alles darüber ist gesundheitsschädigend für Mensch und Tier.

Auch ökologisch sei ein so hoher Nitratgehalt im Grundwasser eine Katastrophe, so die Gewässerschützer. Denn das mit Nitraten belastete Grundwasser gelangt über die Niers in die Maas und weiter zur Nordsee. Dort wirkt das Nitrat als Dünger und fördert das Algenwachstum.

Als Grund für den Nitratanstieg sehen die VSR-Mitarbeiter die Verwendung von Gülle als Dünger. Denn die Agrarindustrie, besser die steigende Mastviehhaltung, hat ein Problem: Das ganze Jahr über produziert sie neben Fleisch auch Gülle. Und die muss irgendwo hin. Da die örtlichen Bauern nur eine bestimmte Menge Dünger pro Quadratmeter auf ihren Feldern verteilen dürfen, wird die Gülle teilweise weite Strecken in andere Regionen gefahren.

So tauchen bereits in Landstrichen ohne industrielle Agrarindustrie Lkw mit Gülle auf, die dort von manchen örtlichen Landwirten gegen Bezahlung über den Feldern verteilt wird. Je weiter die Fahrtstrecken umso teurer die Entsorgung.

Da die Wege dieser hohen Düngemenge nicht lückenlos überwacht werden können, kommt es regional zu Grundwasserbelastungen. Der VSR-Gewässerschutz fordert, dass nicht nur Höchstmengen eingehalten werden müssen, sondern eine Düngung außerhalb der Zeiten, in denen Pflanzen den Dünger benötigen, verboten wird.

„Allein die gängigen Berechnungen der Stickstoffaufbringungen in der Agrarindustrie sind nicht ausreichend, da sie oft nicht der Realität entsprechen“, sagt Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende des VSR. „Es muss auch bedacht werden, welche Fahrtstrecken zu den angenommenen Feldern für die Betriebe noch wirtschaftlich sind. Sonst bleiben es Zahlen auf dem Papier und der Grundwasserschutz bleibt auf der Strecke. “ Red

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