Geldnot: Festival Moers steht auf der Kippe

Das Programm für Pfingsten 2010 steht. Doch die Zukunft ist ungewiss, die Stadt ist knapp bei Kasse. Der Vertrag von Leiter Reiner Michalke läuft aus.

Moers. 2006 hat Reiner Michalke begonnen, "die schöne alte Villa Moers-Festival zeitgemäß zu renovieren und neue Räume für neue Ideen zu schaffen". Nach eigener Einschätzung ist ihm dies gelungen, sagt der künstlerische Leiter der international renommierten Veranstaltung für Jazz und improvisierte Musik.

Das Programm für den 39. Konzert-Reigen am Pfingst-Wochenende stellte er gestern vor- doch ob es im nächsten Jahr eine 40.Auflage geben wird, steht derzeit in den Sternen. Der Grund: Im Etat der 107 000-Einwohner-Stadt am westlichen Rand des Ruhrgebiets klafft ein 45-Millionen-Euro-Loch. "Die Haushaltslage der Stadt war noch nie so schlecht", sagt Kultur-Politikerin Carmen Weist (SPD).

Die Stadtverwaltung hat eine "Liste der Grausamkeiten" erarbeitet: 72 Vorschläge, wo Geld gespart werden könnte. Dazu gehören unter anderem Musik- und Volkshochschule, das Schlosstheater- und eben das Moers-Festival.

Derzeit wird hinter den politischen Kulissen gekämpft- um Projekte und Pfründe, Vorlieben und Mehrheiten. Doch die Zeit drängt. Am 12.Mai soll im Stadtrat der Etat verabschiedet werden. Und dann muss feststehen, was bleibt, was geopfert, was reduziert wird.

Die Zeit drängt auch für Reiner Michalke- und zwar nicht nur, weil sein Fünf-Jahres-Vertrag im Sommer ausläuft. "Ein Programm auf dem Niveau der letzten Jahre braucht Monate Vorlauf. Mindestens." Ein Beispiel: Den Auftritt von Bill Frisell für das Festival Ende Mai 2010 hat der künstlerische Leiter vor über einem Jahr festgezurrt.

Gibt es denn für den Programm-Macher aus Köln eine Schmerzgrenze für das Moers-Festival? "An der Quantität könnte man sparen. Aber nicht an der Qualität. Jedenfalls nicht mit mir", sagt der 53-Jährige. Und da ist theoretisch vieles denkbar: Ein anderer Veranstaltungsort anstelle des Zirkuszeltes im Freizeitpark, drei statt vier Tage Programm, Gebühren für die Zeltstadt der tausenden Camper, höhere Eintrittspreise, und, und, und.

Übrigens: Gespart wird auch schon in diesem Jahr beim Moers-Festival. 35 000 Euro sollen weniger ausgegeben werden- und zwar für Werbung, Spielstätten und Technik. "Aber beim Programm haben wir nicht gespart. Keinen Cent", sagt Reiner Michalke. Es hat eben seinen Preis, eine schöne alte Villa auf Vordermann zu bringen...

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