Gastronomie im Kreis Viersen Gastronomen bangen um Weihnachten

Kreis Viersen · Weil viele Firmen jetzt geplante Weihnachtsfeiern absagen, bricht Gastronomen im Kreis Viersen ein Teil des Weihnachtsumsatzes weg. Reservierungen für einzelne Tische sind jedoch gut nachgefragt.

 Felix Milstrey ist Geschäftsführer der neuen Weinbar Felix in Viersen. Er musste einige gebuchte größere Weihnachtsfeiern schon wieder aus dem Auftragsbuch streichen.

Felix Milstrey ist Geschäftsführer der neuen Weinbar Felix in Viersen. Er musste einige gebuchte größere Weihnachtsfeiern schon wieder aus dem Auftragsbuch streichen.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

(hb, naf, mrö) Derzeit sei die Situation „schwierig für uns“, sagt Andre Spooren, Pächter des Hotel-Restaurants Rahserhof in Viersen. „Es ist schwierig“, sagt auch Stefan Pauen, Eigentümer des Hotel-Restaurants „Zur eisernen Hand“ in Viersen. Eigentlich würde jetzt vor Weihnachten für viele Gastronomen die umsatzstärkste Zeit des Jahres anbrechen – doch pandemiebedingt müssen sie voraussichtlich große Einbußen verkraften. „Wir hatten diverse Aufträge für große Weihnachtsfeiern mit 60, 70 oder mehr Leuten. Die sind jetzt alle abgeblasen worden“, sagt Pauen. Damit seien 40 000 bis 50 000 Euro „futsch“.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat zudem angekündigt, dass in der kommenden Woche unter anderem für Restaurants eine 2G-Regelung eingeführt wird, also nur Menschen, deren Corona-Schutzimpfung vollständig ist oder die von einer Infektion mit dem Virus genesen sind, Zugang erhalten. Das sorge für zusätzliche Verunsicherung unter den Gästen und Kunden, sagt Andre Spooren.

Für den Rahserhof hatte Spooren bisher 15 gebuchte größere Weihnachtsfeiern, fast die Hälfte sei wieder abgesagt, erzählt er. Und dass, wo er gerade erst zwei zusätzliche Mitarbeiter eingestellt hat. Der Restaurantbetreiber hofft, dass nicht noch mehr Reservierungen storniert werden. „Wir tun alles dafür, dass die Gäste und das Personal bei uns bestmöglich geschützt sind“, betont er.

„Wir sind ein Fan von 2G“, sagt Felix Milstrey, Geschäftsführer der Weinbar Felix in Viersen. „Wir begrüßen das, weil es nochmal eine Ecke sicherer ist.“ Auch gegen eine Regelung 2G-plus hätte der 29-Jährige nichts einzuwenden, „uns geht es nur darum, unsere Gäste zu schützen“. Deshalb lasse sich zum Beispiel auch das Personal täglich testen, und „wir nehmen das mit den Kontrollen sehr ernst“. Es sei durchaus schon vorgekommen, dass Gäste erstmal weggeschickt werden mussten, weil sie zwar ihren Impfnachweis aber keinen Personalausweis dabei hatten. Das Felix ist noch neu in Viersen, öffnete vor rund sechs Wochen. In der Zeit seien dort nur fünf Gäste gewesen, die nicht geimpft oder genesen waren und deshalb einen Test vorweisen mussten, berichtet Milstrey.

Caterer ist mit Blick auf das Messegeschäft skeptisch

Für die Weihnachtszeit seien bisher fünf größere Firmenfeiern mit je rund 60 Kunden geplant gewesen, „die wurden jetzt innerhalb von drei Tagen abgesagt“, so Milstrey. Er könne nachvollziehen, dass sich die Firmen im Zwiespalt befänden: Sie würden nicht riskieren wollen, dass eine Weihnachtsfeier zum „Superspreader-Event“ wird. Milstrey hat aber keinen Grund, sich zu beklagen: Die Abende, die für die geschlossenen Gesellschaften gebucht gewesenwaren, seien bereits wieder so gut wie ausgebucht.

Dass die 2G-Regel kommt, dagegen hat auch Stefan Pauen nichts: „Wir nehmen jede Regelung gern in Kauf, die den Gästen eine gewisse Sicherheit vermittelt, sodass sie ihre Veranstaltungen nicht absagen.“ Was die Situation derzeit so schwierig mache: „Wir haben null Sicherheit, was in den nächsten 14 Tagen oder drei Wochen passiert. Wir können nur wochenweise planen.“ Immerhin: Während große Feiern abgesagt werden, sind Tische für zwei bis acht Personen im Restaurant „Zur eisernen Hand“ gut gefragt. Den Umsatzverlust kann das aber nicht ausgleichen.

Die Situation in der Gastronomie in Nettetal ist noch unübersichtlich. Es gibt einzelne Stornierungen, vor allem größere Gruppen für Weihnachtsfeiern, aber keinen Riesen-Trend. Viele kleinere Reservierungen werden noch aufrecht erhalten. Bei Noa in der Fußgängerzone in Kaldenkirchen nimmt Geschäftsführer Allton Krasniqi Reservierungen nur unter Vorbehalt an. Schließlich muss er auch sein Personal schützen. Im Bisher gab nur drei Absagen. „Die Leute sind vorsichtiger geworden“, sagt der Gastronom. 2G oder 2G-plus ist für ihn kein Problem. 90 Prozent seiner Besucher seien geimpft oder genesen. „Ich bin froh, dass wir geöffnet sind. Eine erneute Schließung wäre fatal“, sagt Krasniqi. Er bedauert, seinem Personal keine genauen Ansagen machen zu können, wie es weitergeht. „Wir gehen da zusammen durch.“

Helmut Schatten, Wirt des Hotels Stadt Lobberich, hat nur wenige Absagen. Firmenfeiern habe er noch nie viele gehabt. Zu ihm kommen vor allem Stammgäste, und die nach wie vor. Abends sei seine Gaststätte immer gut besucht. Aber es gebe auch die Übervorsichtigen, die lieber wegblieben.

Absagen hat Ralf Dinter vom Haus Galgenvenn in Nettetal-Kaldenkirchen bisher nur vereinzelt erhalten. An den Wochenenden ist sein Haus voll. An Weihnachten ist er ausgebucht. Auch jetzt am Wochenende wird es wieder eng werden. Räumlich könnte er erweitern, aber das Personal dafür fehle. 2G wäre für ihn kein Problem. Für Dinter, auch Dehoga-Sprecher im Kreis Viersen, ist vor allem ein Signal wichtig: „Ihr könnt weiter kommen.“

Deutliche Einbußen befürchtet Caterer Klaus Amberg aus Niederkrüchten. „Firmen und Familien sagen größere Feiern ab, stornieren dann ihre Bestellungen. In den letzten zwei Tagen habe ich drei Absagen erhalten.“ Üblicherweise liefere sein Unternehmen im Januar bei der Modemesse an zahlreiche Unternehmen nach Düsseldorf. „Da bin ich sehr skeptisch, ob das was wird.“

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