Elternkreis: Wenn das eigene Kind Drogen nimmt

Regelmäßig treffen sich Mütter und Väter aus der Region, um miteinander über ihre schwierige Situation zu sprechen.

Kreis Viersen. Kein Geld mehr - das ist der erste Ratschlag, den Rolf Schimanski und sein Team neuen Eltern in der Gruppe geben. Kein Geld mehr, um sich damit Haschisch, Amphetamine oder Heroin zu besorgen.

"Wenn jemand so weit unten ist, dass er dann krumme Wege einschlägt, dann muss er die eben gehen", sagt Schimanski. "Das klingt jetzt hart, aber wenn die Eltern Geld geben, verlängern sie nur den Weg in der Sucht."

Rolf Schimanski vom Elternkreis drogengefährdeter und -abhängiger Jugendlicher im Kreis Viersen über Folgen der Sucht.

Rolf Schimanski weiß, wovon er spricht. Der 65-Jährige ist Vorsitzender des Elternkreises drogengefährdeter und -abhängiger Jugendlicher im Kreis Viersen, ein Verein, der seit mehr als 20 Jahren existiert.

Die 15 bis 20 Menschen, die zu den alle 14 Tage stattfindenden Treffen kommen, haben Schlimmes erlebt. "Das Harmloseste ist, dass sich der Tagesrhythmus eines Abhängigen total verändert", erklärt der Vorsitzende. "Morgens ist er nicht aus dem Bett zu bekommen, nachts geht er raus, um sich Stoff zu besorgen."

Doch viel gravierender sei, wenn sich das eigene Kind wegen seiner Sucht aggressiv gegenüber Mutter und Vater verhält. "Und dass Eltern beklaut werden, kommt häufig vor."

Entsprechend groß ist der Leidensdruck bei den Betroffenen. "Bis Eltern den Mut aufbringen, sich an eine Selbsthilfegruppe zu wenden, dauert es eine Zeit; die Scham zuzugeben, dass das eigene Kind drogenabhängig ist, spielt eine große Rolle."

Wer sich aber einmal überwunden hat, kann laut Schimanski Hilfe bekommen: "Der Elternkreis ist vor allem deswegen hilfreich, weil die Teilnehmer das erste Mal mit Menschen sprechen können, die die selben oder zumindest ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie sie selbst."

Mehrheitlich Frauen sind es, die von den großen Problemen mit ihren meist 19 bis 25 Jahre alten Kindern berichten. "Eine Erklärung von vielen dafür ist, dass Väter sich manchmal schwerer tun, ihre Gefühle heraus zu lassen", sagt Rolf Schimanski.

Dabei wäre es wichtig, dass beide kämen, "damit nicht der eine Elternteil die harte Schiene fährt und der andere die weiche". Typisches Beispiel: Die Mutter gibt Geld, der Vater nicht - doch auch den umgekehrten Fall gibt es, betont der Vorsitzende.

Dass Eltern aus der Gruppe ihr abhängiges Kind endgültig aus dem Haus geworfen haben, hat Rolf Schimanski nach eigener Aussage aber noch nicht erlebt. "Das ist gefühlsmäßig eine zu harte Entscheidung."

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