Einsparungen: Bibliotheken ohne Zukunft?

Die Büchereien in Dülken und Süchteln sollen geschlossen werden. Dafür soll es Angebote in Schulen geben. Der Kulturausschuss vertagt das Thema.

Viersen. Es gibt Themen, die in regelmäßigen Abständen wiederkehren und für neuen Unmut sorgen. Viersen wird erneut von der Frage nach der Zukunft der beiden Stadtteilbibliotheken eingeholt. Die beiden Stadtteilbibliotheken in Dülken und Süchteln sind Auslaufmodelle. Zumindest dann, wenn die Politik dem Vorschlag der Verwaltung zustimmt, die beiden Anlaufstellen zu schließen. Zunächst soll es zum Jahresende die Einrichtung in Dülken treffen, weil deren Mietvertrag ausläuft. Zu einem bislang nicht näher definierten Zeitpunkt soll die Bibliothek in Süchteln schließen.

Grund für die erneuten Überlegungen: Die Stadt muss sparen - auch im Fachbereich "Schule, Kultur, Sport".

Und das kann durch die Schließung der Stadtteilbibliotheken gelingen. Andernfalls muss bei der Stadtbibliothek derart geknapst werden, dass deren "Qualität und damit die Substanz des Hauptstandortes Viersen angegriffen wird", heißt es seitens der Verwaltung.

Bereits im vergangenen Jahr wurden 51331 Euro eingespart, was einem Drittel des Gesamtbudgets der Stadtbibliothek entsprach und der Hälfte des Betrags der jährlich für den Kauf von Medien zur Verfügung steht.

Nach der Schließung der Dülkener Stadtteilbibliothek werden 39916 Euro Kosten eingespart, nach der Schließung der Süchtelner Einrichtung 20758. Die Mitarbeiter werden in die Zentralbibliothek versetzt.

Dass die Verwaltung zunächst verstärkt auf die Dülkener Bibliothek blickt, hat zum einen mit dem auslaufenden Mietvertrag, zum anderen mit der Anzahl der Ausleihen zu tun. Die sind seit 2004 um 32 Prozent zurückgegangen. Durch die beiden neuen Bibliotheken in Niederkrüchten und Schwalmtal erwartet die Verwaltung einen weiteren Rückgang.

Nach dem Ende der Bibliotheken soll das fehlende Angebot zumindest für Kinder der Primarstufe aufgefangen werden. Erste Gespräche mit Schulleitern habe es gegeben, sagt Dezernent Paul Schrömbges. Vorbild könnte die Bibliothek in der Boisheimer Erich-Kästner-Grundschule sein. Sie wird von Ehrenamtlichen geführt.

Dass das Thema die Gemüter erhitzt, zeigte die Sitzung des Kulturausschusses, in der die Mitglieder über eine Stunde diskutierten - und den Punkt auf die nächste Sitzung am 7. Mai vertagt. "Seit sieben Jahren bin ich hier. Zum dritten Mal reden wir über Schließungen. Wenn wir die Standards halten wollen, müssen wir jetzt etwas tun", mahnte Schrömbges. Vor allem Dülkens Ortsbürgermeister Michael Aach fand deutliche Worte: "Ich sehe den Vorschlag als eine bildungspolitische Bankrotterklärung an." Er wolle nicht "in einer Nacht- und Nebelaktion über die Köpfe in Dülken und Süchteln hinweg entscheiden".

Ganz anders sieht es die SPD: "Dülken wird nicht mehr so angenommen wie noch vor Jahren und gefährdet damit alle Standorte, vor allem die Stadtbibliothek, um die uns viele beneiden", sagte Manuel Garcia Limia. Die SPD möchte allerdings in allen Viersener Grundschulen kleine Büchereien sehen. FDP und Grüne sind ebenfalls nicht komplett gegen den Verwaltungs-Vorschlag.

"Die Dülkener Bewohner kommen sowieso längst nach Viersen", sagte Frank A Campo (FDP) mit Blick auf die Ausleihzahlen. Peter Breidenbach (Grüne) warb für das Boisheimer Modell. "Ich finde es toll, und es funktioniert." Süchtelns Ortsbürgermeisterin Margret Maier (CDU) gab zu bedenken, dass das Ende der Bibliothek den Einzelhandel schwäche. "Ein Leerstand wäre nicht förderlich."

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