Dülken: „Der Schöppenmarkt ist ein Pflichttermin“

In Scharen strömten die Menschen gestern durch die Dülkener Innenstadt.

Dülken. Halb verärgert, halb belustigt wischt sich Andrea Hermanns winzige Porree-Stückchen von ihren Brillengläsern. Der Verkäufer hat die Lauch-Schnitzel wie essbares Konfetti in die Menge geworfen - Aschermittwoch zum Trotz. Mit locker-frechem Ton macht er Radi zum "bayerischen Elfenbein" und ermahnt einige tuschelnde Frauen, doch jetzt endlich mal still zu sein.

Bei vielen Zuschauern erreicht er mit dieser Vorstellung die gewünschte Wirkung: Sie kaufen ihm den als augenfreundlich angepriesenen Zwiebel-Raspler, der auch für Tomaten, Gürkchen oder eben Porree geeignet sein soll, ohne großes Feilschen ab.

Auch Andrea Hermanns greift zu und beginnt damit, gemeinsam mit einer Freundin, die Shopping-Tour über den Schöppenmarkt. "Wir fangen jetzt erst richtig an", sagt die 42-Jährige aus Niederkrüchten. Bis 17 Uhr will sie sich an den Straßenständen in der Dülkener Innenstadt umsehen. Als sie das sagt, ist es gerade einmal 11 Uhr.

"Der Schöppenmarkt ist ein Pflichttermin", sagt Andrea Hermanns, die in Dülken geboren wurde. Dann zieht es sie zur nächsten Bude.

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Dülken am Aschermittwoch einen ganztägigen Krammarkt. Rund 500Händler machen inzwischen mit. Die Verkaufsfront unter freiem Himmel ist über vier Kilometer lang. Wenn das Wetter auch nur halbwegs mitspielt, so wie Mittwoch, sind Parkplätze Mangelware. Die Kennzeichen der Autos verraten, wie beliebt der Schöppenmarkt in der Region und ganz NRW ist: Heinsberg, Kleve, Mettmann, Herford.

Auf einem der zum Markt umgewandelten Straßenabschnitte ist praktisch keine Unterhaltung möglich, denn "Bananen-Fred" aus Hamburg macht seinem Berufsstand alle Ehre: Die schon stark angeraute Stimme des Marktschreiers dröhnt über den Köpfen der Passanten.

Um seinen Truck mit Anhänger hat sich eine Menschentraube gebildet und lauscht, wie der kräftige Hanseat mit hochrotem Kopf Grapefruits, Clementinen und "Ananas aus Kalkutta" anpreist. Binnen weniger Sekunden sind mehrere Flechtkörbe mit Obst gefüllt und können von ihm unters Volk gebracht werden. "Schakkalakka", schreit der Marktmann auffordernd. "Schakkalakka-Schakkalakka."

Das Angebot der Händler ist groß: Es reicht von Blumdendünger und Kinderbücher über Pferdefleisch und Autoscheibenwischer bis hin zu Gardinen und Miederwaren.

Peter Wende ist mit seinen Hüten aller Art schon das achte Mal aus dem Hunsrück an den Niederrhein gekommen. "Wir finden Zuspruch", kommentiert der 60-Jährige das diesjährige Geschäft und fügt hinzu: "Schön, dass es nicht regnet."

Das findet auch Helga Stockbrink. "Die Sonne kommt raus", ruft die Rentnerin aus Brüggen ihren beiden Freundinnen zu. Das Trio hat bereits einige Küchengeräte auf dem Schöppenmarkt gefunden. "Aber zuviel wollen wir nicht ausgeben", sagt Helga Stockbrink.

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