Drogenfahnder sind TV-Stars

Eine Pressemeldung hat einen wahren Ansturm der Sender ausgelöst.

Viersen. Irgendwie kann es Antje Heymanns immer noch nicht so richtig fassen, dass eine knapp anderthalb Din A4-Seiten lange Pressemeldung von ihr einen solchen Wirbel ausgelöst hat. Eigentlich wollte die Sprecherin der Kreispolizei mit Sitz an der Viersener Lindenstraße nur auf die sogenannte Ordnungspartnerschaft bei der grenzüberschreitenden Drogen-Problematik aufmerksam machen.

"Aber plötzlich stürzten sich sämtliche Fernsehsender der Republik auf uns und wollten etwas über den ,Drogenpfad’ zwischen Bahnhof Kaldenkirchen und den Coffeeshops auf der niederländischen Seite bringen", erzählt sie der WZ.

RTL, Kabel1, WDR, Sat1 - auf fast allen Kanälen waren die Beamten vom Niederrhein inzwischen schon zu sehen - auch Antje Heymanns. Weil ein Drehteam gerne eine Frau vor der Kamera haben wollte, sprang die Polizistin kurzerhand ein: "So wurden wir zu Fernsehstars", sagt sie - und schiebt sofort ein entschiedenes "Nee, Quatsch" hinterher.

Mehrfach betont die Sprecherin, dass sie ansonsten nur im Hintergrund gewirkt habe und ihre Kollegen aus Nettetal, vom Einsatztrupp aus Viersen und nicht zuletzt die Rauschgifthunde und ihre menschlichen Partner die Hauptpersonen in den zahlreichen TV-Reportagen seien.

Nicht zu vergessen: die erwischten Konsumenten von Haschisch und Marihuana. Heymanns: "Viele von denen fanden es natürlich nicht so toll, dass eine Kamera bei der Kontrolle dabei war." Einige wenige aber hätten überhaupt kein Problem damit gehabt und freimütig und mit erkennbarem Gesicht im Fernsehen von ihren Drogen-Touren ins Nachbarland berichtet.

Da der Großteil der "Grenzgänger" nicht vom Niederrhein komme, sondern aus dem Köln-Bonner Raum oder dem Ruhrgebiet, habe die Behördenleitung auch ein großes Interesse daran gehabt, die Arbeit der Polizei vor Ort überregional zu präsentieren.

Dabei sollte vor allem folgende Botschaft vermittelt werden: Auch in Holland ist der Besitz von weichen Drogen auch in geringen Mengen grundsätzlich illegal - und wird in Deutschland entsprechend verfolgt.

"Vielen Leuten ist das einfach nicht klar", sagt Heymanns. "Die stehen dann vor den Kollegen und behaupten mit vermeintlich reinem Gewissen, dass sie nichts Illegales getan haben. Das ist aber nicht richtig."

Inzwischen scheint die hiesige Polizei in Sender-Kreisen als extrem kamera-tauglich zu gelten: "Wir bekommen noch immer viele Anfragen, jetzt auch zu ganz anderen Themen wie etwa verbotenes Mofa-Tuning." Doch da verweise man die Produzenten lieber an größere Polizeistellen in Köln oder Dortmund.

"Uns ging es ausschließlich darum, die Fachinformationen über die Kreisgrenzen hinaus bekannt zu machen." Der Bekanntheitsgrad lässt sich eh kaum mehr steigern. Schließlich werden die Bildschirm-Beamten von Kollegen mittlerweile schon mit dem Zusatz "Bekannt aus Funk und Fernsehen" begrüßt. Und Antje Heymanns’ Kinder hören jetzt oft auf dem Schulhof: "Hey, deine Mama war ja im Fernsehen."

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