Der neue Job im Nachbarland

Arbeitsmarkt: Immer mehr Deutsche arbeiten in den Niederlanden. Eine Jobbörse in Viersen informierte über die Möglichkeiten.

Viersen. Werner Jungbluth hat ein Strahlen auf dem Gesicht. "Ich bin wirklich zufrieden und zuversichtlich. Das wird bestimmt was." Der 55-Jährige ist arbeitslos. Wenige Minuten zuvor hat er ein Gespräch mit einer niederländischen Zeitarbeitsfirma geführt und nun gute Chancen auf einen Job als Bauhelfer in den Niederlanden. "Der Berater telefoniert jetzt mit seinem Kunden, und ich erhalte noch heute Bescheid, wo ich mich melden kann."

Immer mehr deutsche Arbeitnehmer vor allem aus der Grenzregion nutzen ihre Chancen, um im Nachbarland auf Arbeitssuche zu gehen. Auf der deutsch-niederländischen Jobbörse in der Viersener Festhalle, bei der gestern von niederländischen Jobvermittlern und Zeitarbeitsfirmen Möglichkeiten vorgestellt wurden, konnten gleich Gespräche geführt werden. "Vor knapp zwölf Jahren wurden die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Neueinstellungen ausländischer Bewerber in den Niederlanden vereinfacht.

Gleichzeitig gab es einen wahren Job-Boom, von dem auch deutsche Arbeitnehmer profitierten", erklärt Anton Platen, Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit in Viersen. Anders als in Deutschland erhielten Zeitarbeiter in den Niederlanden beinahe flächendeckend den gleichen Lohn wie ihre Kollegen aus der Stammbelegschaft. "Zusätzlich ist der Anfang als Zeitarbeiter meist der Einstieg in das Unternehmen, der zu einer festen Anstellung führt."

Über Eures, einer Initiative der EU für den europäischen Arbeitsmarkt, bei der Arbeitsämter im Grenzgebiet gemeinsam mit Industrie- und Handelskammern, den Handwerkskammern und den Gewerkschaften an einem Strang ziehen, wird der Einstieg in den Job im Nachbarland vereinfacht.

"Viele Leute glauben, dass man dazu perfekt Niederländisch sprechen müsste", sagt Roel Janssen von der Firma Startpeople. "Doch das stimmt nicht. Es gibt sogar bereits Firmen, in denen die Vorarbeiter Deutsch lernen, weil die Mehrheit der Mitarbeiter aus Deutschland kommt."

Ein Blick auf die Jobangebote an den Stellwänden in der Festhalle zeigt: Es sind vor allem Berufe in der Bau- und Logistikbranche, die besetzt werden müssen. Gesucht sind Putzer, Trockenbauer, Schweißer und Tischler. "Sofort", wird dort geworben, "Mit Unterkunft, Urlaubsgeld und 24 Urlaubstagen pro Jahr". An den Ständen herrscht dichtes Gedränge. In langen Schlangen warten die Besucher auf freie Gesprächspartner.

Warum vor allem Kollegen aus der Bundesrepublik dafür gefragt sind, weiß Floor Cremers von der Zeitarbeitsvermittlung Worxx: "In den Niederlanden gibt es kaum qualifizierte Fachkräfte in der Baubranche. Die jungen Leute Mitte 20 wollen lieber auf die Hochschulen gehen. Weil wir wissen, dass die deutschen Mitarbeiter eine hochwertige Arbeit liefern und die Gesellen sehr qualifiziert sind, suchen wir sie händeringend."

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