Casting: Wo bitte geht’s zum Film?

In Viersen wurde eine Hauptdarstellerin für ein Kinoprojekt gesucht.

Viersen. Aus dem ersten Stock des evangelischen Gemeindehauses an der Königsallee dringt ohrenbetäubender Lärm. Annika (19) sitzt unten und grinst. „Sie spielen das Oh-ja-Spiel“, sagt die Mönchengladbacherin, die das Casting bereits hinter sich hat. „Dabei gibt es einen Vorschlag, alle schreien begeistert ‚Oh, ja’, und machen das, was gesagt ist“, erklärt sie. Sie und die Mädchen, die mit ihr dran waren, mussten auf einem Bein hüpfen, auf Kommando traurig sein und sich gegenseitig wütend anschreien.

Jetzt sind Nadine aus Viersen, Nicole aus Mönchengladbach und Marik aus Aachen (alle 17) im Casting-Raum. Sie müssen sich kurz vorstellen, während die Kamera läuft. Regisseurin Petra Lüschow ist nicht dabei, möchte sich aber ein Bild von den Bewerberinnen machen. Es geht um die Rolle der Ursula in dem Film, der „Petting statt Pershing“ heißen soll und die Mädchen in die Jugend ihrer Eltern zurückführt.

Während die Mädchen mit den 80er Jahren schrille Klamotten, Modern Talking „und ein bisschen Abba“, wie Nadine sagt, verbinden, soll der gewaltfreie Kampf gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen, den Pershings, den Hintergrund für den Film liefern. Während Annika schon ein paar Mal im Fernsehen zu sehen war und Castings kennt, war es für die Freundinnen Nadine und Nicole sowie für Marik Neuland. Nicole war schon bei einem Mini-Casting für ein Musical-Projekt an ihrer Schule.

Spaß haben alle beim Casting. Aber es ist ihnen durchaus Ernst mit dem Wunsch, Schauspielerin zu werden. Marik, Zwölftklässlerin an der Waldorfschule, möchte nach dem Abitur Schauspiel studieren. Auch die beiden Mädchen vom Gymnasium am Geroweiher träumen von der Filmwelt. Allerdings nicht abgehoben. „Meine Eltern sind bei dem Wunsch zwiegespalten“, erzählt Nicole. „Sie haben uns hergefahren und sehen auch die Chance, etwas auszuprobieren. Aber sie wollen natürlich, dass ich die Schule nicht vernachlässige.“ Wer die Hauptrolle bekommt, muss im Herbst Zeit für 28 bis 30 Drehtage, verteilt auf etwa sechs Wochen, haben.

„Wir brauchen ein Gesicht, das durch den kompletten Film trägt“, sagt Casting-Direktorin Regina Tiefenthaller. „Ursula ist eine Außenseiterin, wird von ihren Klassenkameraden ausgegrenzt“, sagt sie. „Das muss man sehen, aber sie muss für den Zuschauer trotzdem interessant sein.“

In den Agenturen war das Team nicht fündig geworden, deshalb gibt es jetzt das freie Casting. Dafür werden Schulen und Musikschulen angeschrieben, aber auch auf der Straße sprechen die Caster gezielt Mädchen an.

Der Andrang an diesem Tag ist nicht so riesig groß. Noch nicht einmal 20 Mädchen sind in den ersten zwei Stunden gekommen. „Wahrscheinlich liegt das an den Ferien“, vermutet Regina Tiefenthaller. Es soll auch noch an anderen Orten in NRW gecastet werden, bevor Ende April feststeht, wer in die nächste Runde kommt. Eine endgültige Besetzung soll im Juni feststehen.

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