Kultur in der Corna-Krise Ein Theater zieht ins Internet

Brüggen/Kreis Viersen. · Terminabsagen bedrohen die Existenz des Niederrheintheaters. Deshalb gibt es einige Vorstellungen jetzt auf Youtube.

 Anders als geplant: Die Stadt Bedburg hat die Aufführung von „Rumpelstilzchen“ im Schloss abgesagt. Stattdessen wurde das Märchen mit Verena Bill (Foto) und Michael Koenen dort für Youtube aufgezeichnet.

Anders als geplant: Die Stadt Bedburg hat die Aufführung von „Rumpelstilzchen“ im Schloss abgesagt. Stattdessen wurde das Märchen mit Verena Bill (Foto) und Michael Koenen dort für Youtube aufgezeichnet.

Foto: Daniela Buschkamp

„Wir haben einen kleinen Hoffnungsschimmer.“ Noch vor wenigen Tagen hätte sich Michael Koenen vom Brüggener Niederrheintheater nicht vorstellen können, dies zu sagen. Denn angesichts der Coronavirus-Pandemie sind zahlreiche Auftritte des kleinen Theaters abgesagt worden, unter anderem eine neue Kooperation, eine Produktion für Jugendliche in Mönchengladbach. „Für uns stellt dieser Ausfall eine existenzielle Bedrohung dar“, sagt Koenen. Die laufenden Kosten im Monat seien vierstellig  – und sie laufen auch dann weiter, wenn Auftritte abgesagt werden und wenn die Gage ausbleibt.

Doch zwei Auftraggeber, die Städte Bedburg und Elsdorf, haben jetzt eine Lösung für die abgesagten Aufführungen gefunden: Sie haben das Ensemble des Niederrheintheaters gebeten, die Stücke per Kamera aufzuzeichnen. Diese  werden nun über YouTube und Facebook verbreitet. Und das Theater erhält – wie geplant – seine Gage. „Ich freue mich, dass wir diese großartige Idee so schnell umsetzen konnten“, sagt Stefan Solbach, SPD-Bürgermeister der 23 000-Einwohner-Stadt Bedburg.

Für Bedburg wurden zwei Stücke aufgezeichnet: Die Komödie „Alles über Liebe“, die im Jahr 2019 im Kultursaal von Burg  Brüggen ihre Premiere beim Niederrheintheater hatte, und das Grimm-Märchen „Rumpelstilzchen“, das Verena Bill bearbeitet hat.

Das Ensemble spielte jetzt  in Schloss Bedburg, allerdings vor komplett leeren Zuschauerreihen. „Das war schon ein ungewohntes Gefühl, es fehlt die Reaktion des Publikums“, schildert Michael Koenen, der in der Beziehungskomödie den untreuen Ehemann Carlos spielt. Allerdings seien sowohl er selbst, als auch Verena Bill (in der Rolle der Paartherapeutin) und Nadine Schaub (als unglückliche Ehefrau Anna) Kamera-erfahren. Bereits früher seien Theaterstücke des Teams  aufgezeichnet worden. Bei dem jetzigen Dreh seien drei Kameras im Einsatz gewesen, um dem Publikum an den Bildschirmen Perspektivenwechsel  bieten zu können.

Nach der Aufzeichnung sei noch der Schnitt notwendig gewesen; für die Komödie und das Märchen habe diese Aufgabe Hermann Jürgen Schmitz, der Leiter der Stabstelle Kultur der Stadt Bedburg, übernommen. Als Ergebnis sind nun beide Stücke über den Youtube-Kanal von Bedburg für einige Wochen zu sehen.  „Bei dem zeitgenössischen Stück ,Alles über Liebe’ von Stephan Eckel war die Zustimmung des Verlags erforderlich. Wir sind froh, dass wir diese bekommen haben“, sagen Michael Koenen und Verena Bill. Zu dieser Video-Premiere hat auch Bürgermeister Stefan Solbach eine kurze Rede aufzeichnen lassen. Er freue sich über die kreative Leistung des Ensembles und er hoffe, dass viele Menschen dieses kulturelle Angebot in Zeiten der Coronavirus-Pandemie nutzen.

Auf das Bedburger Vorbild ist ein weiterer Auftraggeber gefolgt: „Auch die Stadt Elsdorf aus dem Rhein-Erft-Kreis wird in der kommenden Woche unser Kinderstück ,Hänsel und Gretel’ in einer Facebook-live-Übertragung ausstrahlen“, kündigen Verena Bill und Michael Koenen an. Geplant ist, dass die Aufzeichnung am Donnerstag ab 15 Uhr aus der Burggemeinde gestreamt wird. Dann werden Bill und Koenen das Zwei-Personen-Stück vor der Kamera für die Mädchen und Jungen aus Elsdorf geben. Auch das geschieht gegen Gage.

„Wir sind froh über diese generelle Möglichkeit, aufzutreten und unser Programm zu zeigen“, sagt Michael Koenen. Zwar könnten die  Aufträge bisher noch nicht den zu erwartenden Ausfall kompensieren. Was das Niederrheintheater jetzt jedoch hofft: dass sich weitere Kommunen dieser virtuellen Möglichkeiten bedienen. So kann das Ensemble weiterarbeiten – und die Menschen können trotz Virus gefahrlos Kultur genießen.

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